Teilprojekt der ABS 38: Baustellenbesichtigung im Bahnhof Mühldorf

150 Jahre nach seiner Eröffnung erhielt der Bahnhof Mühldorf Anfang November einen zweigleisigen Anschluss an die Hauptstrecke Richtung München. Anlässlich dieser und weiterer infrastruktureller Ausbauarbeiten lud die Südostbayernbahn (SOB) kürzlich Journalisten und Blogger zu einer interessanten Besichtigung durch die dortige Baustelle ein. Der Streckenabschnitt zwischen Ampfing und Tüßling über Mühldorf ist dabei ein Teilprojekt der Ausbaustrecke (ABS) 38.


Sie ist noch immer überwiegend eingleisig und nicht elektrifiziert – die Ausbaustrecke (ABS) 38 von München über Mühldorf bis Freilassing. Das soll sich nun allerdings ändern. Denn die schon heute vielbefahrene Trasse wird in den kommenden Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Da insbesondere die Unternehmen im sogenannten „bayerischen Chemiedreieck“ auf einen schnellen Transport über den Schienenweg angewiesen sind, ist der Ausbau der Strecke nicht nur für den Personen- sondern auch für den Güterverkehr und die hier in der Region ansässige Industrie von enormer Wichtigkeit. So ist geplant, die Strecke durchgehend zu elektrifizieren, in weiten Teilen zweigleisig auszubauen und für eine Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h (bisher nur 120 bis 140 km/h) zu ertüchtigen. Darüber hinaus nimmt die rund 140 Kilometer lange Ausbaustrecke einen hohen Stellenwert im Ausbau der Transeuropäischen Netze (TEN) ein und bildet einen wichtigen Teilabschnitt der West-Ost-Magistrale Paris – München – Budapest.

Streckenübersicht Ausbaustrecke 38: München – Mühldorf – Freilassing (Grafik: DB AG)
Teilabschnitt Ampfing – Mühldorf – Tüßling (Grafik: DB AG)

Der 150 Jahre alte Bahnhof Mühldorf am Inn, rund 75 Kilometer östlich von München, erhielt im Rahmen des Streckenausbaus nun einen zweigleisigen Anschluss an die Hauptstrecke Richtung München, auf dem Teilabschnitt zwischen Altmühldorf und Mühldorf. Der Abschnitt von Ampfling bis Altmühldorf war bereits im Jahr 2010 zweigleisig in Betrieb genommen worden. Für die abschließenden Baumaßnahmen und die Inbetriebnahme des neuen zweigleisigen Anschlusses sowie weiterer Gleisarbeiten im Bahnhof Mühldorf in Richtung Tüßling, wurde ein Zeitraum von weniger als zwei Wochen – zwischen dem 28. Oktober und dem 8. November – veranschlagt. Reisende und Pendler mussten in dieser Zeit teilweise auf einen Schienenersatzverkehr ausweichen. Neben den dortigen Bauarbeiten nutzte die Deutsche Bahn die notwendige Sperrpause auch, um intensive Erd- und Brückenarbeiten auf dem eingleisigen Teilabschnitt zwischen Mühldorf und Tüßling durchzuführen, die während des normalen Zugbetriebs nicht möglich gewesen wären. Für den Ausbau rund um den Mühldorfer Bahnhof wurden mehr als 14.000 Tonnen Schotter und 12.000 Tonnen Erdreich bewegt. Zudem mussten mehr als 4.000 Meter Schienen verbaut werden. Wie die Verantwortlichen der Baustelle vor Ort verrieten, seien alle Termine bis ins kleinste Detail minutiös geplant worden. Fehler und Verzögerungen könne man sich bei derartigen Großprojekten nicht leisten.

Michael-Ernst Schmidt, Sprecher des Großprojekts, bestätigte am 9. November, dass die Inbetriebnahme in der Nacht zum Montag pünktlich und erfolgreich umgesetzt werden konnte. Durch den zweigleisigen Betrieb, der nun – mit Stand heute – seit wenigen Tagen möglich ist, wird der Schienenverkehr im Bahnknoten um Mühldorf flexibler und sorgt zudem in der Summe für pünktlichere Zugverbindungen.

Das gesperrte Gleis 3 im Bahnhof Mühldorf
An der Fertigstellung wird gearbeitet
Sicherungsposten überwacht die Arbeit

Der Bahnhof Mühldorf ist mit seinen acht Richtungsanschlüssen von und nach München, Rosenheim, Freilassing/Salzburg, Burghausen, Simbach am Inn, Passau, Traunstein und Landshut ein zentraler Knoten- und Kreuzungsbahnhof in der Region. Umso wichtiger, dass nun ein weiterer zentraler Bauabschnitt der ABS 38 abgeschlossen werden konnte. Und auch der Streckenabschnitt von Mühldorf bis Tüßling wird aktuell um ein zweites Gleis erweitert. Wie es heißt, sei hier allerdings nicht vor dem Jahr 2017 mit einer Fertigstellung zu rechnen.

Mit dem Ausbau der Strecke München – Mühldorf – Freilassing soll in einigen Jahren das Angebot an Verkehrsleistungen gesteigert werden. So sind unter anderem eine stündliche Fernverkehrsverbindung zwischen München Hbf und Salzburg Hbf über Mühldorf als auch eine S-Bahnverbindung von München bis Dorfen angedacht. Darüber hinaus soll ein Flughafenexpress (FEX) ab Mühldorf über den Flughafen München in Richtung Freising/Landshut und ein Überregionaler Flughafenexpress (ÜFEX) von Salzburg über Mühldorf und den Münchner Flughafen in Richtung Regensburg geschaffen werden.

Aus der Leitstelle der SOB erfolgt die Steuerung des Zugverkehrs auf dem eigenen Streckennetz
Fahrdienstleiter steuern von hier aus alle Signale und Weichen
Auf der Gleisübersicht sind die noch gesperrten Bauabschnitte zu erkennen

Neben einer umfangreichen Baustellenbesichtigung war auch ein Blick in die Mühldorfer Leitstelle möglich. Über die hier ansässige regionale Leitzentrale der SOB wird ein Großteil der Signale und Weichen in der Region gesteuert und der Zugverkehr mithilfe moderner Elektronischer Stellwerkstechnik (ESTW) geregelt und überwacht. Das Streckennetz der Südostbayernbahn hat eine Länge von insgesamt 407 Kilometern und ist ein RegioNetz der Deutschen Bahn. Es umfasst seit 2003 den sogenannten „Linienstern Mühldorf“ mit seinen 81 Stationen.

Weitere Informationen zum Bauprojekt der Ausbaustrecke 38 erhalten Sie auf ? www.abs38.de.

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