Aktionstag für junge Tüftler: Basteln, Schrauben und Löten im Technik-Camp

Es gibt sie noch: Jugendliche mit handwerklichem Geschick, Spaß am Tüfteln und Interesse für technische Berufe. Am 5. November lud die DB Netz AG 15 Schüler zu einem erlebnisreichen Tag ins Technik-Camp nach München ein – und dabei standen die Mädels den Jungs in nichts nach.


Die DB Netz AG betreibt das größte Schienennetz in Deutschland. Es umfasst rund 33.000 Kilometer und ermöglicht den hier verkehrenden Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) tagtäglich den zuverlässigen Transport von Gütern und die sichere Beförderung der Fahrgäste. Neben den Gleisen, die den reinen Fahrweg bilden, verfügt die Eisenbahninfrastruktur aber über viele weitere technische Einrichtungen, die den komplexen Bahnbetrieb erst möglich machen. Dazu gehören neben der stromführenden Oberleitung, vor allem die Anlagen und Steuerungssysteme der Leit- und Sicherungstechnik (LST). Hierzu zählen Stellwerke, Signale und Weichen – also zentrale Einrichtungen um den Fahrbetrieb des Schienenverkehrs technisch zu gewährleisten und mithilfe von Zugsicherungssystemen abzusichern. Für die Instandhaltung und sichere Funktion dieser Systeme sorgen die Techniker der DB Netz AG.

Im Rahmen der Rekrutierung zukünftiger Mitarbeiter ermöglicht die Deutsche Bahn interessierten Schülern in unterschiedlichen Camps den Einblick in die spannende Arbeitswelt der Eisenbahn. Die Jugendlichen haben hier die Möglichkeit herauszufinden, ob ihnen ein bestimmter Beruf liegen würde. Aus diesem Grund lud die DB Netz AG kürzlich 15 Schüler in das Technik-Camp nach München ein. Im Zentrum der Veranstaltung stand dabei vor allem ein erster Überblick über die umfangreichen Tätigkeitsfelder der Ausbildungsberufe zum Mechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik.

15 motivierte junge Teilnehmer im Technik-Camp

Veranstaltet wurde der Aktionstag auf dem DB-Gelände in der Varnhagenstraße in München-Pasing, das über eine im Bau befindliche Übungsanlage verfügt. Hier hatte am Tag zuvor schon das Gleisbau-Camp stattgefunden. Begrüßt wurden die jungen Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung von Stephan Kutscher, Leiter der Instandhaltung der Produktionsdurchführung München, den beiden zuständigen Ausbildungsgesamtkoordinatorinnen Katharina Meinberg und Tamara Barth sowie den Ausbildungsfachkoordinatoren und einigen Azubis. Bevor der Aktionstag aber so richtig starten konnte, folgte eine fachliche Unterweisung zum richtigen Verhalten auf Bahnanlagen und dem Umgang mit Werkzeugen und anderen Arbeitsmitteln.

Workshops

In den unterschiedlichen Workshops erfuhren die Jugendlichen eine Menge Hintergrundinfos zu den technischen Anlagen der Eisenbahn. Dazu gehörten unter anderem der Aufbau und die Funktion einer Weiche. Abgesehen von ortsgestellten Handweichen, die hin und wieder noch auf älteren Rangierbahnhöfen zu finden sind, werden die meisten Weichen heutzutage zentral aus einer Stellwerksanlage ferngesteuert. Fällt diese Steuerung allerdings aus, so kann eine Weiche auch manuell mit einer Handkurbel in eine bestimmte Lage gebracht und mit einem Handverschluss gegen ein erneutes Umstellen gesichert werden. Darüber hinaus wurde den Schülern erklärt, wie die wichtigsten Bestandteile einer Weiche – von der Weichenzunge bis zur Stellstange, sowie der dazugehörige Weichenantrieb – genauer unter die Lupe genommen werden und wie ihre Funktionsfähigkeit geprüft wird.

Auf der Übungsanlage: Azubi und Camp-Teilnehmer beim Anlegen eines Handverschlusses zum Sichern einer Weichenzunge
Camp-Teilnehmer bekommen Einweisung in die Geschwindigkeitsprüfeinrichtung (GPE) und lernen den Aufbau und die Funktion eines PZB-Gleismagneten kennen

In einem weiteren Workshop erhielten die Jugendlichen dann einen spannenden Einblick in die Zugsicherungstechnik. Eines der in Deutschland am meisten verbauten Systeme ist hier die PZB (Punktförmige Zugbeeinflussung) – früher als Indusi bezeichnet. Diese Technik, die bereits seit den 1930er Jahren verwendet wird, funktioniert durch das induktive Zusammenwirken zwischen Fahrzeug- und Streckeneinrichtung während der Überfahrt. Neben der Fahrzeugeinrichtung am Zug selbst, kommen bei diesem System sogenannte Gleismagnete zum Einsatz, die einen wichtigen Bestandteil der Leit- und Sicherungstechnik bilden. Diese Gleismagnete arbeiten mit Schwingkreisen von 500, 1.000 oder 2.000 Hz und sind je nach Einsatzort und Signalstellung des dazugehörigen Haupt- oder Vorsignals wirksam oder unwirksam geschaltet. Das System dient dazu, eine Geschwindigkeitsüberschreitung sowie eine Signalmissachtung durch den Lokführer zu verhindern und den Zug im Gefahrenfall selbstständig zum Halten zu zwingen.

Wie einer der Fachkoordinatoren gegenüber den Jugendlichen erwähnte, kommen auf dem deutschen Streckennetz aber auch weitere Sicherungs- und Leitsysteme, wie die LZB (Linienzugbeeinflussung) und zukünftig auch das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) zur Anwendung.

Für die weiteren Tätigkeiten ging es dann in die Werkstatt: Hier waren vor allem Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand gefragt. Denn mit Schrauben und einigen Metallteilen wurde in kurzer Zeit eine kleine Spielzeuglokomotive gebaut. Anschließend folgte der Zusammenbau eines Elektronischen Würfels inklusive dem Verlöten der Kontaktstellen auf der Platine. Für jegliche Unterstützung standen die Azubis und Fachkoordinatoren dabei den Jugendlichen helfend zur Seite.

Mit Stotz zeigen die Jugendlichen ihre selbstgebauten Spielzeug-Lokomotiven
Beim Löten beweisen die Jugendlichen ihr handwerkliches Talent
Nach dem Löten erhält jeder der Teilnehmer seinen selbstgebastelten elektronischen Würfel

Bevor zum Abschluss jedem der 15 Schüler ein persönliches Teilnahmezertifikat überreicht wurde, waren diese noch einmal zur Abgabe eines Feedbacks aufgerufen. Denn natürlich waren auch die Organisatoren des Events daran interessiert zu erfahren, was den jungen Teilnehmern gefallen oder weniger gefallen hat. Und das Fazit fiel gut aus: Denn die Veranstaltung sorgte allgemein für große Begeisterung. Wie die meisten der jungen Camp-Teilnehmer verrieten, könnten sie sich eine Ausbildung bei der Deutschen Bahn sehr gut vorstellen. Auf die Frage, welcher Beruf sie begeistern würde, antworteten viele bereits mit einer klaren Richtung.

Wie Instandhaltungsleiter Kutscher verriet, sei jetzt der perfekte Zeitpunkt den Ausbildungsberuf zum Mechatroniker, Industriemechaniker oder Elektroniker für Betriebstechnik ins Auge zu fassen. Denn die DB Netz AG baue derzeit massiv Personal auf. Als Mindestvoraussetzung für die Ausbildung gilt in der Regel ein qualifizierter Hauptschulabschluss. Und die Chancen, für jeden der Begeisterung und Interesse für diese Berufssparte zeigt, stehen gut. Denn jeder der Jugendlichen sicherte sich bereits mit der Teilnahme am Technik-Camp die Chance auf einen potenziellen Ausbildungsplatz. Und wer sich darüber hinaus weiterqualifizieren möchte, hat diese Möglichkeiten auch im späteren Karriereweg.

Weitere Informationen zu den einzelnen Ausbildungsberufen sowie Termine für zukünftige Technik-Camps erhalten Sie auf der ? Karriereseite der Deutschen Bahn.

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