„Der Traumberuf Lokführer geht nicht unter“ – GDL-Chef über die Pläne des DB-Vorstands

Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer Claus Weselsky. (Foto: © GDL)
Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer Claus Weselsky. (Foto: © GDL)

Claus Weselsky, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL), äußert sich zu den Plänen des DB-Vorstands künftig führerlose Züge fahren zu lassen (Bahnblogstelle berichtete) und ist sich sicher, der Beruf des Lokführers wird nicht untergehen. Allerdings sorgen die Aussagen Grubes für eine riesige Frustwelle unter der Belegschaft.


In einem Radiointerview sagte Weselsky: „Wenn ihr eigener Vorstandsvorsitzender, also der Arbeitgeber, solche Latrinenparolen in die Welt setzt, dann sind die mehr als frustriert und fragen sich natürlich, was macht das Management der Deutschen Bahn.“

Der GDL-Chef kritisiert, dass die Eisenbahn in Deutschland nicht mehr zuverlässig sei, sie wäre unpünktlich ohne Ende, aber das Management träume vom führerlosen Zug in einem offenen Eisenbahnsystem von 34.000 Kilometern. Er gehe davon aus, dass die Aussagen von DB-Chef Rüdiger Grube nicht nur Träumereien seien, denn man sehe immer wieder, wie Millionen oder Milliarden investiert werden, wenn ein Management versucht, solche hanebüchenen Ideen umzusetzen.

„Die Infrastruktur funktioniert nicht. Wir sind mit Zugausfällen, wir sind mit Verspätungen, keine Anschlussgewährung täglich dabei, Tausende unserer Kunden zu ärgern. Wir haben selbst 70 Prozent Pünktlichkeit, die wir uns als Bahn bescheinigen, und stellen fest, wenn wir 80 haben, dann kriegt das Management einen Bonus“, so der GDL-Chef gegenüber Deutschlandradio Kultur.

Auf die Frage, ob ein Unternehmen nicht auf die Technik von morgen setzen sollte, antwortet Weselsky:

„Es wird sicherlich auch irgendwann der Tag kommen, wo wir in der Lage sind, Verkehrsmittel […] ohne jegliche Führung, ohne jede menschliche Steuerung am Ende des Prozesses zu erleben.“

Der GDL-Chef gibt aber zu bedenken, dass man sich bei den täglichen Zugfahrten in unserem Lande vor äußeren Einflüssen gar nicht retten könne. Es sei deshalb etwas anderes, ob man einen führerlosen Zugbetrieb in einem geschlossenen U-Bahn-System oder eben in einem offenen und riesigen Schienennetz betreibe.

„Wenn Sie in Frankfurt den Flughafen nehmen, den Skytrain, der fährt nun mal führerlos, mit einem riesigen technischen Aufwand, und der Knaller ist, im Hintergrund arbeiten 50 Leute, um das Ding am Leben zu erhalten. Und da sage ich immer, wir setzen da lieber noch eine ganze Weile – und da reden wir über Jahrzehnte –, wo wir Lokomotivführer brauchen, die Schnellzüge, die Nahverkehrszüge und auch Güterzüge durch dieses Land fahren.“

Claus Weselsky ist sich sicher, dass der Traumberuf Lokführer auch zukünftig weiter bestehe.

Lokführer zu sein ist „ein wunderschöner Beruf, wenn man hinter sich 500 Menschen durchs Land transportieren kann, verantwortungsvoll, zuverlässig und pünktlich, das ist was ganz Tolles. Deswegen rufe ich in aller Deutlichkeit: Der Traumberuf Lokführer geht nicht unter, weil irgendein Vorstandsvorsitzender gerade mal wieder eine Idee hat“, so Weselsky.


Letzte Aktualisierung: 12.06.2016, 01:42 Uhr

(red)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .