Zugunglück in Italien wohl durch menschliches Versagen verursacht

Dieses Bild bot sich den Rettungskräften nach dem schweren Zugunglück in Italien. (Quelle: Italian Fire Brigade)
Dieses Bild bot sich den Rettungskräften nach dem schweren Zugunglück in Italien. (Quelle: Italian Fire Brigade)

Nach dem schweren Zugunglück in Italien am Dienstag, 12. Juli 2016, läuft die Suche nach der Unfallursache auf Hochtouren. Medienberichten zufolge soll ein Zugsicherungssystem auf dem besagten Streckenabschnitt gefehlt haben. Darüber hinaus soll ein Bahnhofsvorsteher einen der Züge fälschlicherweise losgeschickt haben.


Am Dienstag waren auf einer eingleisigen Strecke in der italienischen Region Apulien, zwischen den Ortschaften Andria und Corato, zwei Regionalzüge mit Geschwindigkeiten von je etwa 100 km/h frontal zusammengestoßen. Wie bislang bekannt ist, kamen bei dem schweren Unglück 23 Menschen ums Leben. Etwa 50 Verletzte, teilweise mit sehr schweren Verletzungen, seien aus den Zügen geborgen worden.

Unklar war zunächst, ob es sich um menschliches oder technisches Versagen handelt. Wie Massimo Nitti, Generaldirektor des Betreibers Ferrotramviaria, dem Sender RAI sagte, hätte einer der Züge nicht dort sein dürfen. Warum sich dennoch beide Züge auf der eingleisigen Strecke trafen, sei zu diesem Zeitpunkt unklar gewesen. Zudem soll der Streckenabschnitt auf dem sich das Unglück ereignete nicht mit dem Zugsicherungssystem SCMT (Sistema di Controllo della Marcia del Treno) ausgerüstet gewesen sein.

Nach einem Bericht von „SPIEGEL ONLINE“ sollen zwischen Corato und Andria vormoderne Zustände geherrscht haben. So erklärte ein Bahnangestellter gegenüber „Repubblica“, dass bei der Abfahrt eines Zuges in Corato der Kollege in Andria informiert wird, der dann den Gegenzug in seinem Bahnhof festhält und ihn erst dann abfahren lässt, wenn der andere Zug dort eingetroffen ist. Die Benachrichtigung erfolge als Fernsprechnachricht, über ein sogenanntes Phonogramm, ein jahrzehntealtes Gerät mit farbigen Schaltknöpfen und einem alten Drucker. Auf Basis der Mitteilung gebe der Kollege am anderen Ende der eingleisigen Strecke ein grünes Signal – oder eben nicht.

Tragisch an dem Unglück ist, dass trotz der Investition von bislang 80 Millionen Euro in die Modernisierung der Strecke durch die Region Apulien, der betroffene Abschnitt bislang nicht mit einem Zugsicherungssystem ausgerüstet ist.

Massimo Nitti, Chef der Betreibergesellschaft Ferrotramviaria sagte: „Die Linie ist schon zur Hälfte damit ausgerüstet, aber leider nicht auf dem Abschnitt, wo sich der Unfall ereignet hat.“

Update: Zugunglück offenbar durch menschliches Versagen verursacht

Laut neueren Medienberichten könnte das Zugunglück auf menschliches Versagen zurückzuführen sein.

Der Bahnhofsvorsteher von Andria, Vito P., gab am späten Mittwoch den verhängnisvollen Fehler zu: „Ich war es, der den Zug losgeschickt hat.“

Nach Angaben von Rafaelle Cantone, dem Präsidenten der Behörde zur Bekämpfung der Korruption, sei Bahnhofsvorsteher Vito P. aber gleichzeitig Opfer. Denn die Katastrophe sei eine Folge des uralten Problems eine angemessene Infrastruktur zu schaffen.

Die Bürger seien es leid, „Opfer eines unfähigen Systems zu sein, das es nicht schafft, die Mittel für grundlegende öffentliche Dienste bereitzustellen.“, so Rafaelle Cantone.


Letzte Aktualisierung: 14.07.2016, 14:02 Uhr

(red)c

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