Positivbeispiel Staudenbahn: Wie engagierte Eisenbahner eine Nebenbahn wiederbeleben

Mit jeder Streckenstilllegung stirbt auch ein Stück Eisenbahngeschichte. Um so besser, wenn es hin und wieder auch Positivbeispiele gibt, wie die bevorstehende Reaktivierung einer Nebenbahn in der Region Augsburg zeigt. Bahnblogstelle hat die engagierten Eisenbahner der Staudenbahn kürzlich besucht und sie einen Tag lang auf ihren Fahrten begleitet.


Die Staudenbahn, südwestlich von Augsburg gelegen, ist eine 42 Kilometer lange Nebenbahn mit einer über einhundertjährigen Vergangenheit. Aufgrund ihres Zustandes ist die Strecke, die ursprünglich von Gessertshausen bis Türkheim führte, allerdings nicht mehr durchgehend nutzbar. Der Abschnitt zwischen Markt Wald und Ettringen ist seit Anfang der 1980er Jahre stillgelegt. Und auf dem nördlichen Teilstück von Gessertshausen bis Markt Wald ist seit mittlerweile 1991 kaum noch ein Zugbetrieb zu verzeichnen. Dies soll sich nun allerdings ändern. Denn nach mehr als 20 Jahren Stillstand und zahlreicher Unterstützung durch Politik und hier lebende Anwohner, kommt nun endlich wieder Bewegung in die Sache. Ab Dezember 2021 wird die Staudenbahn im Abschnitt (Augsburg–)Gessertshausen–Langenneufnach wieder für den täglichen Personenverkehr mit 18 Zugpaaren reaktiviert. Die Schwerpunktbildung soll auf der Hauptverkehrszeit liegen. Hier sollen die Züge ferner von und nach Augsburg umsteigefrei verkehren.

Zuständig für die Infrastruktur der Staudenbahn ist die Bahnbetriebsgesellschaft Stauden mbH (BBG), ein privates Eisenbahnunternehmen, das die eingleisige Strecke vor rund 15 Jahren von der DB Netz übernommen und damit auch vor der drohenden Stilllegung bewahrt hatte.

Bis es soweit ist, dass in gut fünf Jahren wieder ein regelmäßiger Zugverkehr auf der Strecke stattfindet, bieten die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Staudenbahn in den Frühlings- bis Herbstmonaten zumindest ein kleines Grundangebot an. So verkehrt die Staudenbahn zwischen Augsburg und Markt Wald an jedem Samstag im 3-Stunden-Takt und von Mai bis September auch an jedem zweiten Sonntag. Nach Aussage von Hubert Teichmann, dem Geschäftsführer der Staudenbahn, erfolge der aktuelle Betrieb rein ehrenamtlich. Denn mit den Einnahmen durch die Fahrgäste allein, seien die Kosten nicht zu decken. Aber das es sich dennoch für die engagierten Eisenbahner lohnt, zeigt auch das Interesse von Touristen, die sogar extra für den Besuch der Staudenbahn in die Region reisen.

Für die aktuellen Fahrten kommt hier ein Dieseltriebwagen vom Typ NE 81 (Baureihe 626) zum Einsatz, von dem im Normalbetrieb nur der Motorwagen eingesetzt wird. Ist ein höheres Reiseaufkommen zu erwarten, so wird zusätzlich der Steuerwagen beigestellt. Die Wochenendfahrten führen vom Gleis 801 des Augsburger Hauptbahnhofs über die Hauptstrecke in Richtung Ulm bis nach Gessertshausen. Dort angekommen, verlässt der Dieseltriebwagen das Netz der Deutschen Bahn und zweigt auf die 27 Kilometer lange Nebenbahn ab. Die Strecke führt durch die idyllische Region Stauden, unter anderem an den Bahnhöfen und Haltepunkten der Ortschaften Fischach, Langenneufnach und Reichertshofen vorbei und endet dann am Endbahnhof Markt Wald. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt hier 60 Stundenkilometer, allerdings wird diese einige Male auf 20 und sogar 10 km/h herabgesetzt um die zahlreichen unbeschrankten Bahnübergänge sicher zu überqueren. An drei höhengleichen Straßen-Schienenweg-Kreuzungen muss zudem eine besondere Sicherung durch einen zusätzlichen Schrankenwärter bzw. BÜ-Posten erfolgen.

Die Staudenbahn kann mit dem AVV-Fahrausweis sowie dem Wochenend- oder Bayern-Ticket der Deutschen Bahn genutzt werden. Darüber hinaus ist auch ein Fahrscheinkauf im Zug möglich. Die Preise im Staudenbahn-Tarif liegen zwischen ein und 14 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Bei einer einfachen Fahrt wird sogar nur der halbe Preis fällig.

Auch wenn die Reaktivierung des täglichen Schienenpersonennahverkehrs erst für Ende 2021 vorgesehen ist, hoffen Teichmann und seine Kollegen darauf, dass die Politik noch den Weg für einen früheren Start bereits ab 2019 möglich macht. Wie der Staudenbahn-Chef betont, haben die beiden Staudenbahngesellschaften Bahnbetriebsgesellschaft Stauden mbH und Stauden-Verkehrs-GmbH seit nunmehr 15 Jahren Geld in den Bereichen Güter-, Bauzug- und Personenverkehr erwirtschaften müssen, um die Staudenbahnstrecke bis heute zu erhalten. Es wäre daher – je früher, desto besser – an der Zeit, Licht am Ende des Tunnels zu sehen.


(red)

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