Bahntower: Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG am Potsdamer Platz in Berlin. (Foto: © DB AG / Volker Emersleben)

Nach Grube-Rücktritt: Jetzt braucht es einen Experten aus der Branche

Bahntower: Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG am Potsdamer Platz in Berlin. (Foto: © DB AG / Volker Emersleben)
Bahntower: Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG am Potsdamer Platz in Berlin. (Foto: © DB AG / Volker Emersleben)

Nach dem überraschenden Rücktritt von Rüdiger Grube als Chef der Deutschen Bahn beginnt nun die Suche nach einem geeigneten Nachfolger.


Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur bei der Deutschen Bahn. (Foto: © DB AG)
Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur bei der Deutschen Bahn: Er galt als möglicher Nachfolger Grubes in den kommenden zwei bis drei Jahren. (Foto: © DB AG)

Ronald Pofalla, der ehemalige Kanzleramtschef, galt in Aufsichtsratskreisen als potenzieller Nachfolger Grubes auf dem Posten des Konzernchefs. Doch das wäre wohl frühestens Ende 2019 oder 2020 in Betracht gekommen. Immerhin ist der frühere CDU-Politiker und Merkel-Vertraute erst seit 2015 im DB-Vorstand tätig und führt seit 1. Januar 2017 das Ressort Infrastruktur (Bahnblogstelle berichtete). Pofalla habe sich, so heißt es, bei Bund und Bahn, noch nicht genügend in die komplizierte Eisenbahnmaterie eingearbeitet, um den Konzern mit weltweit 300.000 Angestellten und rund 40 Milliarden Euro Umsatz führen zu können. Mit dem nun vorzeitigen Ausscheiden von Rüdiger Grube hat der bisherige DB-Chef den Zeitplan so richtig durchgewirbelt. Ein realistischer Nachfolger ist derzeit wohl noch nicht in Sicht. Bis es soweit ist, wird der Staatskonzern von Finanzvorstand Richard Lutz kommissarisch geführt.

Erste Stimmen aus der Politik fordern einen ausgewiesenen Branchenexperten als Nachfolger Grubes an der Spitze der DB, keinen weiteren Auto- oder Luftfahrtmanager.

„Wegen schwerwiegender Fehler im Bahnmanagement und auch von Verkehrsminister Dobrindt, dümpelt die Bahn vor sich hin, mit maroder Infrastruktur, fragwürdigen Geschäftsbereichen und einem bedrohlichen Schuldenstand“, erklärte Matthias Gastel (Grüne), Sprecher für Bahnpolitik. „Kanzlerin Merkel und Dobrindt stehen jetzt in der Pflicht, ausgewiesene Expertise an die Spitze der Deutschen Bahn zu bringen. Es ist Zeit für einen personellen und strategischen Neuanfang.“

Der offene Bruch zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und Aufsichtsrat zeige in aller Deutlichkeit, dass die Bundesregierung als Vertreterin des alleinigen Eigentümers und der DB-Vorstand in den letzten Jahren nicht mehr harmonierten, so der Grünen-Politiker weiter. Der Rücktritt Grubes sei auch Zeugnis des politischen Scheiterns von Bundesverkehrsminister Dobrindt. Ein neuer Bahnchef müsse bereit sein, eine ehrliche Analyse des Zustands des DB-Konzerns zu tätigen und eine Bahnreform 2.0 mit voranzutreiben.

Mit dem Personalwechsel sollte es auch einen Strategiewechsel geben, erklärte Katrin Göring-Eckardt der Rheinischen Post. Statt sich in unnötigen Prestigeprojekten oder fragwürdigen Investitionen in Übersee zu verheddern, sollte sich die Deutsche Bahn auf ein solides Kerngeschäft konzentrieren, so die Grünen-Politikerin.


Meldung vom 31.01.2017

red

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