Neues Nahverkehrskonzept in Verbindung zur Inbetriebnahme der Neubaustrecke VDE 8.1 Ebensfeld – Erfurt

Südlicher Anschluss von Coburg an die Neubaustrecke VDE 8.1 mit Abzweig und Verbindungskurve bei Creidlitz/Niederfüllbach (Foto: © DB AG /Hannes Frank)

Die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt des Verkehrsprojekts VDE 8 im Dezember 2017 wird zu einer Beschleunigung des gesamten Zugverkehrs in Oberfranken führen. Zudem sorge ein neues Nahverkehrskonzept für eine Verbesserung der Anschlüsse zwischen Fern- und Nahverkehr.


Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Bayern plant, finanziert und kontrolliert, stellte am vergangenen Donnerstag auf der Regionalkonferenz in Lichtenfels ihr neues Nahverkehrskonzept vor. Ebenfalls beteiligt war DB Fernverkehr als Betreiberin des ICE-Angebots.

Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt ernte die Region über 25 Jahre nach der Deutschen Einheit und jahrelangen Großbaustellen mit langwierigen Schienenersatzverkehren endlich die Früchte dieses Groß­projekts, erklärte BEG-Geschäftsführer Thomas Prechtl. Das Highlight sei der neue Franken-Thüringen-Express (FTX) zwischen Sonneberg und Nürnberg.

Nach dem Vorbild des erfolgreichen München – Nürnberg – Expresses, der zwischen Ingolstadt und Nürnberg die Schnellfahrstrecke benutzt, bestellt die BEG auch zwischen Coburg und Bamberg zweistündlich einen schnellen Nahverkehr bei DB Regio ohne Zwischenhalt über die neue Strecke in Oberfranken. Damit sind Bahnfahrer zwischen beiden Städten mit 23 Minuten nur noch etwa halb so lang unterwegs wie bisher. Von Coburg nach Nürnberg dauert die Reise im durchgehenden RegionalExpress (RE) künftig nur noch 70 Minuten – rund 30 Minuten weniger als derzeit. Zusammen mit den drei haltenden ICE-Zugpaaren ergibt sich für Coburg eine attraktive Einbindung in die Neubaustrecke Richtung Süden.

Bamberg als Fernverkehrsdrehscheibe für das nördliche Franken

Bamberg wird künftig die wichtigste Drehscheibe zwischen Nah- und Fernverkehr im nördlichen Franken. Neben Oberfranken profitieren auch das nördliche Mittelfranken und das östliche Unterfranken im Fahrplan 2018 von günstigen Nahverkehrsanschlüssen im ICE-Bahnhof Bamberg. Von dort aus sind gemäß DB Fernverkehr Erfurt, Halle, Leipzig und Berlin eineinhalb Stunden schneller mit dem Fernzug erreichbar. So benötigen Bahnreisende künftig nur zwei dreiviertel Stunden von Bamberg nach Berlin.

Lichtenfels behält seinen gewohnten Bedienungsstandard Richtung Bamberg und Nürnberg trotz der zweistündlichen FTX-Linie zwischen Coburg und Bamberg über die Neubaustrecke. Die jeweils zweistündlich alternierenden Linien Sonneberg – Nürnberg und Jena – Nürnberg ergänzen sich für Lichtenfels zu einem Stundentakt und stellen in Bamberg zudem den Anschluss an den ICE Richtung Berlin her. Der Main-Saale-Express von Hof und Bayreuth nach Bamberg wird bis zu zehn Minuten beschleunigt und bindet damit auch Lichtenfels und Kulmbach schnell an den ICE Berlin – München sowie an den Main-Spessart-Express Richtung Würzburg und Frankfurt an.

„Trotz des Umstiegs in Bamberg werden nahezu die bisher schon sehr schnellen Fernverkehrszeiten in die Landeshauptstadt gehalten“, so Prechtl.

In Richtung Berlin geht es für Lichtenfels dank des guten Nahverkehrsanschlusses zur Neubaustrecke in Bamberg sogar deutlich schneller als bisher über die Frankenwaldbahn.

Allerdings entfaltet der Fernverkehrsbahnhof Bamberg erst mit der Wiederein­richtung überwiegend stündlicher ICE-Halte seine volle Wirkung.

„Wir erwarten, dass DB Fernverkehr Bamberg zumindest nach Fertigstellung der Viergleisigkeit zwischen Erlangen und Forchheim ab Ende 2018 überwiegend stündlich bedient. Dann erst entfalten die von uns bestellten systematischen Taktverkehre dort auch hinsichtlich der Verknüpfung zwischen Nah- und Fernverkehr eine optimale Wirkung für das nördliche Franken“, stellte Prechtl fest.

Flankiert wird das runderneuerte Nahverkehrsangebot durch mehr Platzkapazitäten im Zulauf auf Nürnberg: Der zweistündliche FTX Sonneberg – Nürnberg über die Neubaustrecke verkehrt mit den beliebten Doppelstockwagen und über 500 Sitzplätzen je Zug. Die dadurch freigesetzten Talent-Triebzüge werden zur Verstärkung stark nachgefragter FTX-Züge insbesondere zwischen Nürnberg und Bamberg verwendet.

„Wir sind uns sicher, dass wir mit diesem verbesserten Gesamtkonzept aus Fern- und Nahverkehr, verbessertem Fahrzeugkomfort, aufgestockten Kapazitäten und flächendeckenden Beschleunigungen im nörd­lichen Franken viele neue Fahrgäste für die Schiene gewinnen können“, freute sich Prechtl.

Die wichtigsten Neuerungen im SPNV-Angebot zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 (Planungsstand März 2017, vorbehaltlich betrieblicher Machbarkeit und Trassenzuteilung durch DB Netz):

Region Coburg/Sonneberg

Der RE Sonneberg – Nürnberg verkehrt stündlich mit allen Halten von Sonneberg bis Coburg, ab dort zweistündlich abwechselnd weiter via VDE 8 bzw. via Lichtenfels nach Nürnberg. Die beschleunigte Fahrplanlage bei Führung über die Neubaustrecke VDE 8 wird ab Bamberg sofort mit Halten in Hirschaid, Forchheim, Erlangen und Fürth weiter geführt und erreicht Nürnberg rund 30 Minuten früher als die Züge über Lichtenfels. Im Nullknoten Nürnberg werden günstige Anschlüsse mit ICE und RE u. a. Richtung München erreicht. Der zweistündliche RE Sonneberg –Nürnberg via Lichtenfels stellt dort die Anschlüsse zum Main-Saale-Express für die Relation Coburg – Hof / Bayreuth sicher.

Die FTX-Züge begegnen sich künftig zur halben Stunde in Coburg. Durch den Entfall der bislang stündlichen Zugbegegnungen in Rödental kann der Verkehr von Sonneberg nach Coburg um 5 Minuten beschleunigt werden. In Coburg bestehen gute Anschlüsse in den Relationen Bad Rodach – Nürnberg und Sonneberg – Bad Rodach. In Sonneberg wird die Anbindung an das Südthüringennetz Richtung Neuhaus am Rennweg und Eisfeld künftig mit attraktiven kürzeren Übergangszeiten ermöglicht.

Die Agilis-Linie Coburg – Bayreuth wird soweit beschleunigt, dass sie in Coburg schnelle Verknüpfungen mit den dort haltenden ICE-Zügen offeriert. Über diesen Weg ist die Reisezeit Bayreuth – Berlin rund 30 Minuten schneller als über Bamberg oder Nürnberg. Auch Kronach ist in Lichtenfels mit diesen Regionalzügen verknüpft und findet so Zugang zu den Coburger ICE-Halten. Das Siedlungsband Sonneberg – Coburg wird durch einzelne, den Stundentakt verdichtende Zusatzzüge an die ICE in Coburg angebunden.

Region Bamberg/Forchheim/Erlangen/Nürnberg

Bamberg, Hirschaid und Forchheim profitieren von den neuen zweistündlichen FTX-Zügen via VDE 8 Richtung Coburg sowie Richtung Erlangen, Fürth und Nürnberg. Nordwärts gibt es z. B. fünf neue RE-Züge an Werktagen, am Wochenende sogar acht neue Verbindungen. Bis auf einzelne Lücken in der Nebenverkehrszeit existiert damit ein fast durchgängiger Halbstundentakt im RE-Verkehr auf der nachfragestärksten fränkischen Nahverkehrsachse Bamberg – Nürnberg.

Aufgrund des neuen Fernverkehrskonzeptes München – Berlin und der noch nicht fertiggestellten Infrastruktur im Bereich Forchheim muss für voraussichtlich ein Jahr der S-Bahn-Takt Nürnberg – Bamberg um 20 Minuten verschoben werden. Die S1 von Hartmannshof wendet somit künftig zur halben Stunde in Forchheim. Die bislang von Hersbruck kommenden und in Forchheim endenden S-Bahnen werden nach Bamberg weiter geführt.

Den ICE-Anschluss für Erlangen, Forchheim und Hirschaid Richtung Berlin stellt der FTX in Bamberg mit rund 20 Minuten Übergangszeit sicher. Außerdem wird erstmals alternierend zur zweistündlichen RE-Direktverbindung Nürnberg –Schweinfurt – Würzburg in Bamberg ein regulärer Anschluss aus Richtung Nürnberg zum Main-Spessart-Express Richtung Schweinfurt – Frankfurt ermöglicht. Damit sind erstmals stündlich schnelle Express-Verbindungen von Nürnberg/ Erlangen/Forchheim nach Unterfranken im Angebot. Auch wird in Bamberg weiterhin ein stündlicher Anschluss mit Agilis für die Relation Nürnberg – Baunach – Ebern angeboten.

Region Bamberg / Lichtenfels / Kronach

Zwischen Bamberg und Lichtenfels ergänzen sich die zweistündlichen RE-Linien Nürnberg – Sonneberg und Nürnberg – Jena weiterhin zu einem Stundentakt. Die bisher längere Standzeit in Bamberg wird verkürzt. Dies erlaubt die Bedienung zusätzlicher Unterwegshalte u. a. in Breitengüßbach (neuer stündlicher Anschluss Lichtenfels – Ebern am gleichen Bahnsteig) und Zapfendorf, ohne die Gesamt­fahrzeit zu verlängern. Die RE-Züge nach Jena halten zusätzlich in Hochstadt-Marktzeuln (neuer Umsteigepunkt für die Relation Bayreuth – Jena) und in Küps. Richtung Thüringen wird der FTX so beschleunigt, dass in Saalfeld oder Jena voraussichtlich zweistündlich alternierend ein Anschluss Richtung Leipzig oder Halle erreichbar ist.

Die Regionalbahn Bamberg – Saalfeld verkehrt mit allen Unterwegshalten im Zweistundentakt mit systematischen Verknüpfungen zur neuen RE-Linie Nürnberg – Sonneberg via VDE 8 in Bamberg. Damit profitiert die Region zwischen Bamberg und Frankenwald auch von der verbesserten Coburg-Anbindung in und aus Richtung Nürnberg. Die Anbindung dieses Raumes an den ICE in Richtung München ist mit Umstieg in Bamberg und einer Übergangszeit von rund 20 Minuten gewährleistet.

Alternierend zur Regionalbahn Bamberg – Saalfeld verkehrt an Werktagen eine Stunde versetzt ein zweistündlicher Franken-Thüringen-Express Bamberg –Kronach. In der Haupt­verkehrs­zeit wird diese Linie Richtung Nürnberg verlängert und ergänzt den RE Nürnberg – Sonneberg via VDE 8 somit zu einem zeitweise stündlichen RE-Takt im Abschnitt Nürnberg – Bamberg.

Region Lichtenfels / Kulmbach / Bayreuth / Hof

Der Main-Saale-Express von Hof und Bayreuth nach Lichtenfels bzw. Bamberg wird grundlegend überarbeitet und zweistündlich auf die ICE-Halte in Bamberg fokussiert. Die Linie Hof/Bayreuth – Bamberg fährt überwiegend mit Neigetechnik­zügen (Höchstgeschwindigkeit 160 statt bislang 120 km/h) und ist dadurch bis zu zehn Minuten schneller. Dadurch fungiert die Linie als interessanter Zu- und Abbringer zur ICE-Linie Berlin – München sowie zum Main-Spessart-Express Richtung Frankfurt. In Bayreuth ist diese Linie täglich zweistündlich Richtung Pegnitz und Nürnberg durchgebunden, so dass häufigere Direktverbindungen beispielsweise von Kulmbach nach Mittelfranken möglich sind

In der anderen Stunde verkehrt der Main-Saale-Express künftig mit den Niederflurtriebzügen der Baureihe VT 641 zwischen Lichtenfels und Bayreuth/Hof. Ein neuer Systemhalt in Hochstadt-Marktzeuln stellt eine beschleunigte Anschluss­verbindung von und nach Kronach und Jena her. In Lichtenfels besteht weiterhin Anschluss zum FTX Richtung Bamberg und Nürnberg.

Die stündliche Agilis-Linie Bayreuth – Coburg bildet mit den Regionalbahnen Bamberg – Kronach (– Saalfeld) weitere Anschlussverbindungen wie Kulmbach –Kronach oder Coburg – Saalfeld. Auch für die regionalen Relationen wie Ebersdorf – Bamberg oder Bad Staffelstein – Coburg bleibt der Bahnknoten Lichtenfels eine wichtige regionale Drehscheibe.


red/BEG

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