DB Produktdesigner Volker Majewski über das prämierte Design des neuen ICE 4

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Der brandneue ICE 4 ist für sein richtungsweisendes Design bereits mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet worden: Er erhielt das Prädikat „Special Mention“ in der Kategorie „Transportation“ des „German Design Award 2016“ und gewann für seine Außengestaltung bereits 2015 den „Red Dot Award“ des Designinstituts Nordrhein-Westfalen. Seit Herbst 2016 befindet sich die neue Zuggeneration im Testbetrieb zwischen Hamburg und München. Ihr Erscheinungsbild ist eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Designlinie. In einem Interview, das die Deutsche Bahn mit Volker Majewski führte, spricht der federführende Designer im Konzernmarketing über die ICE 4-Gestaltung und welche spannenden Design- und Architektur-Metropolen der Zug verbindet.


Volker Majewski studierte Industriedesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Darmstadt und begann seine Laufbahn direkt nach dem Studium 2003 im Bereich Corporate Design der Deutschen Bahn AG, zunächst mit dem Schwerpunkt auf DB Regio, Unternehmensbekleidung sowie Kundeninformation (Wegeleitung). Seit 2011 verantwortet er u.a. das Erscheinungsbild der Fernverkehrsflotte und hat das Design des neuen ICE 4 von Anfang an mitgestaltet.

Herr Majewski, Sie haben maßgeblich am Design des ICE 4 gearbeitet: Mit welchem kreativen Anspruch wird ein solches Großprojekt geplant? Inwieweit fließen Trends und ästhetische Aspekte in das ICE-Design ein?

Im Gegensatz zum Design kurzlebiger Konsumgüter ist das oberste Kriterium bei der Gestaltung eines ICE eine auf 15 Jahre angelegte Nutzungsdauer des Interieurs. Das Erscheinungsbild ist bewusst modern, aber nicht modisch ausgeführt. Die Gestaltung ist für eine breite Zielgruppe angelegt und darf nicht polarisieren. Selbstverständlich werden aktuelle und zukunftweisende Aspekte aus dem Transportation Design berücksichtigt. Aber nicht nur klassische Designfragen beeinflussen die Zuggestaltung, sondern auch Erfahrungen aus der Technik, dem Marketing, dem Einkauf und Ergebnisse aus der direkten Kundenbefragung. Darüber hinaus achten wir bewusst auf ein einheitliches Erscheinungsbild der Produktmarke ICE und die Weiterentwicklung des Corporate Design.

Ein Zug, der so renommierte Designpreise erhält, ist ja nichts Alltägliches. Was sind die gravierenden Gestaltungsmerkmale des ICE 4?

Ausgezeichnet wurde die hohe gestalterische Qualität des Außenbereiches mit der charakteristischen, aerodynamischen Kopfgestaltung. Weil Ästhetik und Funktionalität sich im ICE 4 überzeugend vereinen, hat ihm die Jury des Deutschen Design Awards 2016 das Prädikat „Special Mention“ verliehen. Zu den wesentlichen Neuheiten im Innenbereich gehört das dezent farbige LED-Licht, das eine besondere Atmosphäre schafft. Durch Programmierung ändert sich die Farbkomposition im Laufe des Tages entsprechend des menschlichen Biorhythmus. Neu sind auch die modernen Sitze mit Rückenlehnen, die beim Verstellen nicht nach hinten, sondern in die Sitzschale gleiten und somit den hinteren Sitznachbarn nicht stören.

Ein neues Lichtsystem, das sich dem menschlichen Biorhythmus anpasst? Wie sieht das konkret aus?

Das farbige LED-Licht im ICE 4 berücksichtigt sowohl die Lichtsituation der Tageszeit als auch der Jahreszeit. Lichtveränderungen finden sehr langsam statt, nicht abrupt. Die genaue Auswahl der Lichtfarben erfolgte in Übereinstimmung mit ihrer Wirkung auf den Biorhythmus, aber auch in harmonischer Abstimmung mit den Oberflächen und Farben des Interieur. Die Überprüfung und Feinabstimmung der gewählten Lichtszenarien war für alle Beteiligten eine echte Herausforderung, denn dies stellt im Bereich der Schienenfahrzeuge eine wirkliche Innovation dar.

Bis Ende 2017 fährt der ICE 4 testweise auf der Strecke Hamburg- München. Er verbindet Städte, die hochmoderne, aber auch kontrovers diskutierte Design- und Architekturbeispiele besitzen. Rundgänge zu diesen Themen sind stark nachgefragte Tourismusangebote. Welche Highlights sollte man aus Ihrer Sicht in den beiden Metropolen gesehen haben?

In Hamburg sind das aus meiner Sicht vor allem Projekte in der HafenCity: der Marco Polo Tower und natürlich die Elbphilharmonie, die für die Stadt ein neues Wahrzeichen darstellt. Aber auch weniger bekannte Sehenswürdigkeiten, wie die Lichtspiele in der U-Bahnhaltestelle HafenCity/Universität: An Wochenenden und Feiertagen wechseln hier die riesigen Leuchtcontainer an der Decke zu klassischer Musik ihre Farben. In vielerlei Hinsicht zählt das Olympiastadion in München zu den herausragenden Bauten der deutschen Architektur: allen voran wegen der berühmten Zeltdachkonstruktion. Oder auch Pinakothek der Moderne – das größte Museum für zeitgenössische Kunst in Deutschland – mit ihrer in 25 Meter Höhe „schwebenden“ Glaskuppel, die über den Besuchern thront.


red/DB

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