Fahrgastverband kritisiert sturmbedingte Einstellung des bundesweiten DB-Fernverkehrs

In einem Interview mit der FAZ äußerte sich Karl-Peter Naumann kritisch zur Einstellung des Fernverkehrs der Deutschen Bahn am gestrigen Donnerstag. Der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn ist sich sicher, „wo ein roter Zug fahren kann, kann doch auch ein weißer fahren.“ Selbst wenn ein Zug zum Beispiel nicht von Frankfurt nach Stuttgart fahren könne, so wäre es möglich die Gäste, die nach Mannheim wollen, auch dort hinzubringen, sagte Naumann. Die Schnellzüge sollten hin- und herpendeln, „dann müsste man auch nicht unzählige Übernachtungen in Hotels bezahlen.“


Für den Kunden sei die Einstellung des Fernverkehrs keine nachvollziehbare Entscheidung gewesen. Dass man dort den Verkehr einstellen muss, wo eine Gefährdung vorliegt, sei völlig klar. „Aber wieso fahren zwischen Hamburg und Hannover beispielsweise Regionalzüge, aber kein Fernverkehr?“, hinterfragt Naumann. Die Begründung der Bahn, dass es fahrlässig gewesen wäre, Züge während des Orkans fahren zu lassen, kann der Fahrgastvertreter nicht komplett nachvollziehen. Es gehe um Strecken, die nachweislich frei waren und auf denen auch Regionalbahnen gefahren sind. Der Kunde könne es nicht verstehen, vor allem wenn dann die Regionalzüge völlig überfüllt seien.

Der 67-Jährige äußerte aber nicht nur Kritik – er fand auch lobende Worte zur Betreuung der gestrandeten Reisenden an den Bahnhöfen: „Da hat sich die Bahn viel Mühe gegeben und in meinen Augen genau das Richtige gemacht – im Rahmen dessen, was möglich war.“ Laut Naumann sei klar, dass man nicht auf einen Schlag 2000 Taxis bestellen oder 2000 Hotelzimmer in einem kleinen Ort finden könne. Auch Busse seien unterwegs, da habe man keine Chance, etwas zu organisieren. Und wenn Bäume auf der Strecke liegen, und der Zug steckt in einem Dorf fest, bleibe eben nur die Turnhalle.

Diskussionen zum Thema Grünschnitt notwendig

Nach Ansicht des Fahrgastvertreters sollte man aber auch das Thema Grünschnitt weiter diskutieren. „Vater Staat muss jetzt Geld in die Hand nehmen, damit ein vernünftiger Grünschnitt realisiert werden kann. Es geht nicht darum, alles rund um die Schienen Platt zu machen. Aber es gibt gute Konzepte, den sogenannten V-Schnitt zum Beispiel: Da pflanzt man auf den ersten fünf, sechs Metern neben den Schienen niedrig wachsende Pflanzen und erst dahinter die großen Bäume.“ Laut Naumann sei dann die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Büsche die Bäume abfangen. Darüber hinaus müssten jetzt Konzepte erarbeitet werden, wie man auf Streckensperrungen reagiert. „Auf Autobahnen funktioniert das ja auch. Niemand käme auf die Idee, bei einem Sturm alle Autobahnen zu sperren.“ Dem Ehrenvorsitzenden von Pro Bahn gehe es ums Augenmaß, nicht um Pauschallösungen.


red/FAZ

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