Bombardier plant offenbar Verkauf von Görlitzer Werk

Der Schienenfahrzeughersteller Bombardier schließt Medienberichten zufolge einen Verkauf seines Görlitzer Werkes mit derzeit 1.300 Beschäftigten nicht mehr aus. Ursache dafür sei ein desaströser Großauftrag mit den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) aus dem Jahr 2010, berichtet die Sächsische Zeitung. Ein Bombardier-Sprecher dementiert den Zusammenhang.


Damals bestellten die SBB für umgerechnet 1,6 Milliarden Euro 59 Doppelstockzüge vom Typ RABe 502 (Twindexx Swiss Express). Die ersten Fahrzeuge wurden bereits übergeben, allerdings verzögert sich das Projekt mittlerweile um vier Jahre. Und die verspätete Lieferung kam Bombardier in Görlitz teuer zu stehen. Denn die SBB erhalten als Ausgleich drei zusätzliche Züge im Wert von 27 Millionen Euro je Stück gratis. Dieser und ein weiterer Auftrag mit der Deutschen Bahn, der ebenfalls deutlich verspätet ist, hätten am Bombardier-Standort Görlitz zu einem riesigen Minus geführt. Laut Zeitungsbericht entstand 2017 ein Verlust von fast 100 Millionen Euro. Bombardier wolle deshalb das Görlitzer Werk so schnell wie möglich verkaufen, heißt es. Anfang Februar werde es ein Spitzentreffen der sächsischen Regierung mit Bombardier geben.

Bombardier Twindexx SBB (1)
© Bombardier

Ein möglicher Käufer könnte sogar einige Millionen „oben drauf erhalten“, um etwa den mit den Sozialpartnern vereinbarten Kündigungsschutz bis 2019 zu finanzieren. Konzernsprecher Andreas Dienemann zufolge habe Bombardier „Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft mit externen Partnern signalisiert“, berichtet die Zeitung. Es gehe darum, „ergebnisoffen auch alternative Zukunftskonzepte“ für Görlitz zu prüfen.

Bombardier dementiert Zusammenhang

Gegenüber Schweizer Medien sagte der Bombardier-Sprecher, dass nicht die Bilanz einzelner Aufträge, sondern die mit der Arbeitnehmervertretung beschlossene Neuausrichtung ausschlaggebend für die Zukunft des Standortes sei. Einen Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Verlust dementierte er. Die Gesamtbilanz von Bombardier Transportation sei positiv, sagte Dienemann gegenüber dem Nachrichtenportal 20 Minuten. Die Bilanzen von Landesgesellschaften oder gar von einzelnen Standorten und Projekten würden nicht separat ausgewiesen. Die Zukunft des Standortes Görlitz sei als Kompetenzzentrum für Wagenkästen definiert worden. Dafür werde auch in Höhe von fünf Millionen Euro investiert.


red

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