GDL: Damit der Traumberuf Lokführer kein Traum bleibt

Immer mehr Züge fallen aus, weil Lokführer fehlen. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen und Personaldienstleister suchen händeringend Nachwuchs. Mehr als 1.200 Lokführer fehlen derzeit auf deutschen Schienen.


Aus Sicht der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sei der Lokführermangel auch auf den jahrzehntelangen Personalabbau und eine mangelnde Ausbildung zurückzuführen. Die Folge: Der Arbeitsmarkt ist leergefegt und das Problem werde größer. Das Durchschnittsalter von Lokführern bei der Deutschen Bahn liege laut GDL schon bei fast 50 Jahren. In Zukunft gehen somit zahlreiche Kollegen in den Ruhestand.

Zwar sei der Lokomotivführer immer noch ein Traumberuf vieler Jungen – werden sie jedoch größer, ändere sich das. Nach Ansicht der Gewerkschaft gebe es dafür mehrere Hauptgründe:

Unregelmäßiger Schichtdienst: Ein Problem sei der unregelmäßige Schichtdienst. Wegen des Personalmangels und auch wegen mangelnder Planung komme hinzu, dass Lokomotivführer zum Schichtende oftmals noch nicht wissen, ob sie am nächsten Morgen Züge führen oder nicht. „Wir haben zwar mit ‚mehr Plan, mehr Leben‘ die Schichtplanung gerade deutlich verbessert, dennoch kommt es immer noch zum kurzfristigen Diensteinsatz“, so GDL-Chef Weselsky und er fordert: „Das muss noch besser werden, damit Freizeit und ehrenamtliches Engagement besser zu planen sind.“

Fehlende Wertschätzung: Viele Väter raten heutzutage ihren Kindern vom Beruf des Lokomotivführers ab, weil sie zu wenig Wertschätzung erfahren, heißt es. Selbst ernannte Experten behaupten, dass zum Fahren ja nur der Hebel nach vorne gedrückt werden müsse. „Das trifft ‚die Kapitäne der Schiene‘ besonders hart. Sie tragen schließlich die Verantwortung für Fahrgäste und Güter rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche“, so Weselsky.

Unrealistische Prognosen zum autonomen Fahren: Wenig Vorteilhaft seien auch Aussagen des Bahnvorstands zum baldigen autonomen Fahren. „Schon Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube behauptete: Züge würden 2021 ohne Lokomotivführer fahren. Wie soll sich da ein junger Mensch noch für den Beruf des Lokomotivführers entscheiden?“ Diese Prognose sei, so die GDL, übrigens schon längst wieder in der Schublade verschwunden. Lokomotivführer werden in unserem offenen Schienensystem mit vielen Hindernissen, die individuelle Entscheidungen verlangen, noch lange gebraucht. Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist es Unsinn, den Lokomotivführer zu ersetzen, ist sich die GDL sicher: Ein einziger Lokomotivführer transportiert schließlich 500 Fahrgäste oder 2.000 Tonnen Fracht. Die Kosten für die Automatisierung mit der ganzen Sicherung betragen ein Vielfaches.

Teure Wohnungen in Ballungszentren: Der Lokführermangel sei in den Ballungszentren am größten. Zwar habe die GDL das Entgelt für Lokomotivführer im Durchschnitt auf 3.000 Euro erhöht, in München sind damit viele Wohnungen jedoch immer noch unerschwinglich. Deshalb werde die GDL auch weiterhin an ihrer schon 2016 erhobenen Forderung festhalten. Die Gewerkschaft wolle mit einer Ortszulage entsprechend gegensteuern und diesen sozialen Aspekt in der nächsten Tarifrunde in den Vordergrund rücken.

Entgelt- und Arbeitsbedingungen müssen stimmen

Die DB hat gerade erklärt, dass sie 1.000 Lokomotivführer und Azubis einstellen will. Laut Weselsky sei dies aber nur ein erster Schritt: „Langfristig wird es aber nur dann genügend Lokomotivführer geben, wenn die Entgelt- und Arbeitsbedingungen und insbesondere die Wertschätzung stimmen.“ Dafür kämpfe die Gewerkschaft. „Dazu gehört auch ein Schlussstrich unter die unsägliche Debatte, wann wir vollautomatisch fahren und damit den Beruf des Lokomotivführers in Frage stellen! Dann wird der Traum des Jungen vom Lokomotivführer auch wieder geträumt und in der Wirklichkeit können die dringend benötigten Lokomotivführer wieder eingestellt werden“, sagte der GDL-Chef.


red/GDL

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