Doppelter Baustart für Region Oberschwaben/Allgäu: Projekte Südbahn und München-Lindau im Bau

Zwei offizielle Spatenstiche an einem Tag: Am Freitag (23. März 2018) wurde die Baurealisierung für gleich zwei Großprojekte gestartet – der Ausbau der Bahnstrecke München–Lindau in Bayern sowie die Elektrifizierung der Südbahn in Baden-Württemberg.


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Schneller, leiser und sicherer mit der Bahn durch das Allgäu sowie von München über Memmingen und Lindau nach Zürich. Dafür fließen in den kommenden drei Jahren 440 Millionen Euro in den Ausbau und die Elektrifizierung. Den Startschuss zum Baubeginn gaben am Freitagvormittag in Memmingen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Hans-Peter Böhner, Ministerialdirigent im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr, Winfried Hermann, Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg und Ronald Pofalla, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn. Die Fahrzeit von München nach Zürich wird sich ab Dezember 2020 um rund eine Stunde auf nur noch dreieinhalb Stunden verkürzen.

Der Ausbau im Allgäu zwischen München und Lindau umfasst auf 155 Kilometer Länge zahlreiche Arbeiten an den Gleisen und Bahnstationen sowie die Errichtung der Oberleitung. Unter anderem müssen 3.500 Masten für die elektrische Oberleitung gesetzt werden, 47 Straßenbrücken sind an die Oberleitung anzupassen, viele Bahnübergänge ebenfalls. Für die Oberleitung braucht es mehr Platz über den Gleisen: Deshalb müssen teilweise Gleise abgesenkt oder Brücken aufgeweitet werden. Zudem werden 17 Stellwerke umgebaut und mehrere Kilometer Gleis erneuert. Jeder fünfte Euro – insgesamt 100 Millionen – fließt in den Lärmschutz: 25 Kilometer Lärmschutzwände werden gebaut, für 2.700 Gebäude entlang der Strecke sind Schallschutzfenster geplant.

Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, sagte zum Baubeginn: „Wir modernisieren zwei wichtige Verkehrs-Achsen in der Region Oberschwaben/Allgäu – starke Impulse für die Elektromobilität auf der Schiene. Mit den Ländern Bayern, Baden-Württemberg und der Schweiz investieren wir rund 660 Millionen Euro. Die Verbindungen werden attraktiver, die Fahrzeiten kürzer, die Luft sauberer. Das sind große Schritte hin zu unserem Ziel, in den kommenden sieben Jahren 70 Prozent des Schienen-Netzes in Deutschland zu elektrifizieren. Unser Kurs ist klar: Wir wollen die Fahrgast-Zahlen bis 2030 verdoppeln. Dafür brauchen wir eine pünktliche Bahn mit gutem Service und hoher Qualität.“

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla dankte dem Bund, dem Freistaat Bayern und der Schweizer Eidgenossenschaft für die tatkräftige Unterstützung des Ausbauprojektes und betonte: „Wir starten gut vorbereitet in ein Projekt mit großem Nutzen. Wir schaffen mit der Elektrifizierung die Voraussetzungen für schnellere Fahrzeiten und mehr Verkehr auf der Schiene. Das ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Das Projekt reiht sich ein in unsere Investitionsoffensive mit der Rekordinvestition von 9,3 Milliarden Euro, die in diesem Jahr für die Erhaltung, Erneuerung sowie den Ausbau von Bahnhöfen und Bahnstrecken fließen.“

Zwei weitere Bahnhöfe entlang der Strecke, in Türkheim und Kißlegg, werden im Zusammenhang mit dem Projekt barrierefrei ausgebaut. Und in Lindau entsteht zeitgleich ein ganz neuer Fernbahnhof. Mehr als 100 Millionen Euro werden für den Umbau des Bahnknotens Lindau investiert.

Am Freitag um 22 Uhr haben die umfangreichen Bauarbeiten begonnen. In diesem Jahr wird vor allem im Abschnitt zwischen Memmingen und München gearbeitet, im kommenden Jahr geht es dann auch im westlichen Abschnitt Richtung Bodensee los. Mit dem jetzigen Baubeginn bis einschließlich 10. September 2018 fahren Busse statt Bahnen zwischen Buchloe, Memmingen und Leutkirch sowie Türkheim und Bad Wörishofen, vom 11. Juni bis 2. Juli 2018 zusätzlich zwischen Geltendorf und Buchloe. Vom 10. September bis zum 15. Oktober 2018 wird ein Ersatzverkehr zwischen Mindelheim und Sontheim eingerichtet. Die EuroCity-Züge München-Lindau-Zürich werden in den verschiedenen Bauphasen über Kempten umgeleitet oder müssen komplett ausfallen.

Elektrifizierung der Südbahn

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Im oberschwäbischen Niederbiegen (Gemeinde Baienfurt) wurde am Freitagnachmittag der Startschuss für die Elektrifizierung der Südbahn gegeben. Anwesend waren auch hier Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg Winfried Hermann und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Interessenverbandes Südbahn, Landrat Lothar Wölfle, und dem Baienfurter Bürgermeister Günter A. Binder.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: „Mit der Elektrifizierung der Südbahn und der Allgäubahn wird das deutsche Schienennetz leistungsfähiger, umweltfreundlicher und zugleich mit der bereits durchgängig elektrifizierten Schweizer Bahn sowie mit Österreich verbunden. Das Land zahlt bei der Südbahn 112,5 Mio. Euro und damit die Hälfte der Baukosten. Nur so konnte der Bund bewegt werden, die bundeseigene Schienenstrecke auszubauen. Die Elektrifizierung macht künftig die schnelle und umsteigefreie Verbindung zwischen Friedrichshafen und Stuttgart möglich und verkürzt damit die Reisezeit. Zudem entsteht eine bessere Verknüpfung mit dem internationalen Personen- und Güterverkehr in Lindau und Bregenz. Ich hoffe die Fahrgäste haben Verständnis für die Einschränkungen während der Bauzeit.“

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla hob den Beitrag zum Klimaschutz hervor, der mit der Elektrifizierung der beiden Bahnstrecken in Oberschwaben und im Allgäu geleistet wird: „Wir bauen das elektrifizierte Streckennetz allein mit diesen beiden Projekten um knapp 275 Kilometer aus. Das ist Voraussetzung für ein Angebotswachstum im öffentlichen Nahverkehr in der Region. Mit der Elektrifizierung der Strecke verbessern wir zudem den Anschluss der Regionen Bodensee und Oberschwaben an die Fernstrecken Stuttgart–Ulm–Augsburg bzw. in Richtung Österreich und Schweiz.“

Besonders erfreut, dass es jetzt auf der Südbahn mit den Bauarbeiten losgeht zeigte sich der Vorsitzende des Interessenverbandes Südbahn, Landrat Lothar Wölfle: „Ohne die kommunale Initiative wären wir heute nicht soweit. Ich bin den damals Verantwortlichen dankbar, dass sie das Heft in die Hand genommen und mit Kraft und Geld Anschubhilfe geliefert haben. Und ich bin dankbar, dass Bund, Land und Bahn diese Vorleistung aufgenommen und weitergetrieben haben. Die Südbahn ist der Inbegriff der Schwäb’sche Eisebahne‘ sie hat vor 170 Jahren den Süden des Landes an die großen Verkehrsverbindungen angeschlossen und wird künftig elektrisch dieser Aufgabe wieder gerecht.“

Bürgermeister Günter A. Binder ergänzte: „Die Elektrifizierung der Südbahn kommt zum richtigen Zeitpunkt angesichts der Debatte um Luftschadstoffe, Zukunft des Diesels und um zukunftsfähige Mobilität. Mit dem Umspannwerk für die Stromversorgung der Strecke haben wir ein wichtiges Element des Projektes in der Gemarkung unserer Gemeinde.“

Die Elektrifizierung der rund 120 Kilometer langen Südbahn von Ulm bis Friedrichshafen weiter bis Lindau-Aeschach und die abschnittsweise Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf bis zu 160 km/h soll in Verbindung mit dem Einsatz neuer elektrischer Triebfahrzeuge für kürzere Fahrzeiten sorgen. Nach Angaben des baden-württembergischen Verkehrsministeriums ist damit ein besseres Angebot im Regionalverkehr möglich. Zudem entsteht eine weitere leistungsfähige Bahnverbindung zwischen Deutschland, der Schweiz und Österreich. In Verbindung mit der Neubaustrecke zwischen Stuttgart und Ulm werden sich auch die Reisezeiten von/nach Stuttgart künftig deutlich verkürzen. Mit der Elektrifizierung einer der letzten dieselbetriebenen zweigleisigen Hauptbahnen Deutschlands können mit modernen umweltfreundlichen Elektrofahrzeugen auch die Umweltbelastungen verringert werden.

Für die Elektrifizierung werden auf der 100 Kilometer langen zweigleisigen Südbahn und auf der 25 Kilometer langen eingleisigen „Bodenseegürtelbahn“ rund 4.000 Masten errichtet und rund 250 Kilometer Oberleitung verlegt. Dabei werden auch Eisenbahn- und Straßenüberführungen angepasst und Arbeiten an den Gleisen durchgeführt. Drei Straßenbrücken, zwei Geh- und Radwegverbindungen und eine Eisenbahnbrücke werden neu gebaut.

Vorbereitende Arbeiten (Rodungsarbeiten) begannen Ende 2017 zwischen Ulm und Laupheim. In diesem Jahr wird zunächst im Abschnitt zwischen Ulm, Laupheim und Aulendorf gebaut. Im kommenden Jahr beginnen auch in den beiden südlichen Abschnitten zwischen Aulendorf, Friedrichshafen und Lindau die Arbeiten, die in allen Bauabschnitten im Jahr 2021 abgeschlossen sein werden. Die Gesamtinvestitionen liegen bei rund 290 Millionen Euro.

Ab September 2018 muss die Südbahn abschnittweise für die Bauarbeiten gesperrt werden. Die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH hat eine kundenorientierte Konzeption für den Schienenersatzverkehr (SEV) erarbeitet. Die Planungen für ein optimal funktionierendes Busersatzkonzept wurden mit dem Land Baden-Württemberg und dem Interessenverband Südbahn abgestimmt.


red – aktualisiert am 24.03.2018 um 1:01 Uhr

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