Südostbayernbahn will Strom aus der Oberleitung auch für Dieselloks nutzbar machen

Mit Dieselloks unter einer Oberleitung zu fahren, ist nicht besonders effizient und wenig res­sour­cen­scho­nend. Aus diesem Grund arbeitet die DB-Tochter Südostbayernbahn (SOB) an einer emissionsfreien Lösung, mit der es schon bald möglich sein soll, den Strom aus der Oberleitung auf teilelektrifizierten Strecken auch für dieselelektrische Lokomotiven nutzbar zu machen.


Eine dieselelektrische Lok der Baureihe 245 mit Dosto-Wagenzug. © Bahnblogstelle

Seit gut drei Jahren setzt die Südostbayernbahn für den Regionalverkehr zwischen München Hbf und Mühldorf insgesamt acht dieselelektrische Lokomotiven des Herstellers Bombardier vom Typ TRAXX P160 DE ME (Baureihe 245) ein. Die modernen Loks fahren auf der rund 85 Kilometer langen Strecke heute durchgehend dieselbetrieben, obwohl mehr als ein Drittel der Strecke – und zwar der Teilabschnitt zwischen München Hbf und Markt Schwaben – über eine stromführende Oberleitung verfügt. Um die bestehende Teilelektrifizierung zukünftig optimal nutzen zu können, entwickelt die SOB derzeit ein innovatives Projekt, mit dem es in 4 bis 5 Jahren möglich sein soll, auch moderne Dieselloks mit Strom aus der Oberleitung zu versorgen.

Die Lösung nennt sich Eco DeMe Train (Ecologic Diesel-Electric Multi-Engine Train). Hierbei handelt es sich um einen zusätzlichen Stromversorgungswagen, der zwischen dem Wagenzug – bestehend aus bis zu neun Doppelstockwagen – und der Lokomotive platziert wird. Der Zusatzwagen, den SOB-Chef Christoph Kraller aufgrund seiner einspeisenden Funktion liebevoll „Speisewagen“ nennt, ist mit einem Stromabnehmer und Transformator ausgestattet, der es möglich macht, die Energie aus der Oberleitung zu nutzen und an die vier Fahrmotoren der Lokomotive zu übertragen. Damit kann der Zug flexibel unter Fahrdraht mit Strom und auf nicht elektrifizierten Teilstrecken weiter durch die Dieselgeneratoren angetrieben werden. Unter Verwendung des Stroms aus der Oberleitung stehe der Lok sogar eine höhere Antriebsleistung zur Verfügung, was sich positiv auf die Beschleunigung und mögliche Fahrzeitersparnisse auswirken soll.

Vorstellbar sei auch, so Kraller, den Zusatzwagen mit einem Energiespeicher oder einer Brennstoffzelle auszustatten. Zudem gebe es Potenziale, die neue Technik auch im Güterverkehr einzusetzen, um zum Beispiel zeitaufwendige Lokwechsel zwischen elektrifizierten und nicht elektrifizierten Strecken überflüssig zu machen.

Prototyp soll ab 2022 einsatzbereit sein

© Deutsche Bahn

Gegenüber Bahnblogstelle verriet Kraller, dass man bis 2022 einen einsatzbereiten Prototypen entwickelt haben will. Ein Jahr später sollen bereits alle acht dieselelektrischen Loks der Baureihe 245 für die neue Technik umgerüstet sein und der Regelbetrieb mit den zusätzlichen Stromversorgungswagen starten. Bis dahin aber sei vor allem die störungsfreie Verbindung zur Lokomotive und die Ansteuerung des Stromversorgungswagens aus den Führerständen in der Entwicklungsarbeit eine große Herausforderung.

Laut SOB-Chef müsse man den Eco DeMe Train als „Brückentechnologie“ verstehen, „bis zu dem Zeitpunkt, wo es mehr Fahrdrähte gibt.“ Die Entwicklungskosten für die neue Technik belaufen sich voraussichtlich auf rund 10 bis 11 Millionen Euro. An dem Innovationsprojekt beteiligen sich auch der Zughersteller Bombardier, die Technischen Universitäten Dresden und Chemnitz sowie die Technischen Hochschulen Nürnberg und Deggendorf.

2016 wurde das Projekt bereits mit dem „ERCI Innovations Award“ sowie dem bayrischen CNA Innovationspreis „Intelligenz für Verkehr und Logistik“ ausgezeichnet.


red

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .