Städtebahn Sachsen: „DB Netz zerstört zunehmend unsere Fahrzeugflotte“

Aufgrund der erneuten Zusammenstöße mit Bäumen im Gleis seien nach Angaben der Städtebahn Sachsen aktuell insgesamt fünf der sechzehn Triebwagen in einem nicht mehr einsatzfähigen Zustand und müssten repariert werden. Die Züge seien dazu in der schweren Instandhaltung in den Werken bei Siemens und RailMaint Delitzsch. Durch die fehlenden Triebwagen komme es derzeit zu einem geringeren Platzangebot für die Reisenden.


Die Reparaturen werden Monate dauern, heißt es von der Städtebahn, da die Schäden so erheblich seien, das die Züge komplett demontiert werden müssen. Vor allem Unterflurschäden und Schäden der Steuerungselektronik des Mehrfachtraktionsbereiches beschäftigen die Instandhaltung. „Da wir gegenüber dem Eisenbahn-Bundesamt die Sicherheit der Fahrzeuge im Eisenbahnbetrieb nachweisen müssen, sind bei derart schweren Schäden gutachterliche Nachweise erforderlich“, sagt Torsten Sewerin, Geschäftsführer der Städtebahn Sachsen GmbH. „Die Kapazitäten zugelassener Gutachter aber auch zertifizierter Werkstätten sind in Deutschland erheblich eingeschränkt. Das verzögert die Reparaturdauer um Monate.“

Hoher Sachschaden und fehlende Fahrzeuge

Seit der Betriebsaufnahme im Dezember 2010 sei die Schadensquote aufgrund von Zusammenstößen mit Bäumen auf mittlerweile rund zwei Millionen Euro gestiegen. „Vor allem der Schaden vom November 2017 auf der Strecke nach Kamenz und der jetzige vom vergangenen Samstag erreichen ein Volumen von ca. 750.000 Euro,“ teilt die Städtebahn mit. Der Zug, der bei dem Zusammenprall im November beschädigt wurde, befinde sich noch heute, neun Monate später, in der Reparatur bei Siemens. Damals wurde der komplette Frontbereich des Triebwagens zerstört.

© Städtebahn Sachsen (Archivfoto)

Die fehlenden Triebwagen durch gebrauchte Eisenbahnfahrzeuge zu ersetzen, sei am deutschen Markt nicht möglich, erklärt das Unternehmen. Es seien keine Fahrzeuge verfügbar. Und bei Neubestellungen müsse der Besteller drei Jahre warten. Zudem koste ein Zug rund fünf Millionen Euro.

Kritik an Schienennetzbetreiber DB Netz AG

Der Städtebahn-Chef äußert sich verärgert über die aktuelle Lage: „Faktisch zerstört uns DB Netz AG zunehmend die Fahrzeugflotte.“ Durch die fehlenden Fahrzeuge sei der bestellte Nahverkehr nicht mehr mit den gewünschten Platzkapazitäten zu gewährleisten. Zudem verweist er darauf, dass man jährlich zehn Millionen Euro Infrastrukturkosten bezahle. „Da stellt sich die Frage, wofür das Geld verwendet wird? Jedenfalls nicht für die Wartung und den Rückschnitt hiesiger Strecken“, so Sewerin.

Einen kleinen Lichtblick zeige jedoch der Unfallschwerpunkt des vergangenen Jahres, der durch die Netztochter der DB mittlerweile beseitigt wurde. Seit der Fällung einiger Bäume auf der Strecke nach Altenberg sei es dort zu keiner Kollision mehr gekommen, erklärt das Unternehmen.

Aber auf den restlichen Strecken bestehe das Problem weiterhin: Daher kritisiert Sewerin, dass die Ausgaben und Kapazitäten der DB Netz AG, vor allem auf Strecken, die nicht von der DB selbst bedient werden, massiv zurück gefahren werden. Das sei ein Sicherheitsrisiko für Fahrgäste und Personal.

Städtebahn erhofft sich Unterstützung vom EBA

Wie die Städtebahn erklärt, wünsche man sich, dass das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) in gleicher Art und Weise, wie die Lokführer regelmäßig auf ihre Diensttauglichkeit überprüft werden, auch Kontrollen auf den Strecken der DB Netz AG durchgeführt werden.

„Wenn sich die Infrastrukturzustände auf den von uns befahrenen Strecken nicht zeitnah erheblich verbessern, werden wir den Verkehr auch auf den Strecken zwischen Dresden und Kamenz, sowie nach Königsbrück einstellen müssen und zwar so lange, bis in gleicher Art und Weise wie nach Altenberg die Bäume entfernt wurden“, kündigt der Städtebahn-Chef an.


red

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