Bahnchef Lutz besucht ICE-Werk und PlanStart-Team in München

  EXKLUSIV   Der Terminkalender eines Vorstandsvorsitzenden ist immer prall gefüllt. Dennoch nahm sich der Chef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, kürzlich ausreichend Zeit, um sich auch persönlich vor Ort ein Bild über den betrieblichen Alltag am Münchner Hauptbahnhof zu machen. Zusammen mit Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigten für Bayern, besuchte Lutz das PlanStart-Team und die Kollegen des nahegelegenen ICE-Werks. Ein Grund für den Besuch war unter anderem die geplante Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Vorstellung eines Modells zur Bereitstellung von Wohnraum für DB-Mitarbeiter.


Buchautoren und Eisenbahner nennen ihn auch die „Drehscheibe des Südens“: Mit seinen insgesamt 34 ober- und unterirdischen Bahnsteiggleisen zählt der Münchner Hauptbahnhof zu einem der größten Bahnhöfe der Welt. Mehr als 2.000 Zugfahrten und 450.000 Reisende und Besucher muss er jeden Tag aufs Neue bewältigen. Eine wahre Herkulesaufgabe für die Mitarbeiter der Deutschen Bahn, die hier ihren Dienst tun. Neben vielen weiteren kümmern sich unter anderem die engagierten Mitarbeiter des ICE-Werks und des Planstart-Teams tagtäglich darum, dass der Bahnbetrieb reibungslos funktioniert und möglichst viele Fernzüge den Münchner Hauptbahnhof pünktlich verlassen können.

Im PlanStart-Team zählt jede Sekunde – Zusätzliche Jobs sollen helfen

Der Besuch von Richard Lutz in München begann in den Räumlichkeiten der Knotenkoordinatoren. Katja Leschowski und ihr PlanStart-Team stellten dem Bahnchef hier die aktuellen Zahlen vor – und an welchen Punkten die Mitarbeiter derzeit noch Optimierungsbedarf sehen. Insbesondere sorge die rechtzeitige Bereitstellung der ICE-Züge hin und wieder für Schwierigkeiten und Verzögerungen, die im Weiteren auch zu einer Abweichung vom Fahrplan und einer verspäteten Abfahrt führen können.

Bahnchef Lutz lässt sich vom PlanStart-Team über die verschiedenen Ursachen, die zu einer verspäteten Abfahrt führen können, informieren. © Bahnblogstelle

„Wir haben ein Problem mit unseren Fahrzeugen bei der Bereitstellung. Hier brauchen wir mehr Qualität – was auch mehr Personal bedeutet“, erklärt die Verkehrsleiterin des DB-Fernverkehrs, Christine Härtl. Sie lobte aber auch die besonders gut funktionierende Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern in München, quer über alle Geschäftsfelder. Mit verschiedenen neuen Ansätzen und neuen Ideen, wie zum Beispiel dem sogenannten „Wachküsser“ im Bereich der Zugbereitstellung und einem zusätzlichen Qualitätskoordinator am Bahnsteig, der künftig das Zugpersonal bei kleineren Problemen unterstützen soll, wolle man erreichen, die Abfahrt der Züge auf ein zuverlässiges Maß zu verbessern. Die Deutsche Bahn sucht für diese spannende Aufgabe bereits neue Kollegen.

Bundesweit gibt es mehrere PlanStart-Teams, die sich auf die zehn größten Knotenbahnhöfe des Fernverkehrs verteilen. Im Fokus ihrer Arbeit steht dabei die Steigerung der Abfahrtspünktlichkeit am jeweiligen Startbahnhof. Die Knotenkoordinatoren analysieren dazu unterschiedliche Faktoren und Einflüsse, die eine betriebliche Verzögerung verursachen können.

Etwas ganz besonderes war der Besuch von Richard Lutz auch für zwei Azubis, die derzeit eine Ausbildung zum Fahrdienstleiter absolvieren und auch die Mitarbeiter des PlanStart-Teams unterstützen. © Bahnblogstelle

Als das Projekt 2016 gestartet wurde, erreichten die Fernverkehrszüge eine Beginnplanmäßigkeit von rund 60 Prozent. Mittlerweile habe man den Wert auf knapp 80 Prozent steigern können, erläutern die Mitarbeiter des Münchner PlanStart-Teams im Gespräch mit Bahnchef Lutz.

Bahn sucht händeringend neue Mitarbeiter und schafft Wohnraum in München

Am späten Vormittag führte der Weg ins rund zwei Kilometer entfernte ICE-Werk. Ein Hauptthema war hier der drohende Fachkräftemangel. Im Kreis der Entscheidungsträger arbeitet man an Lösungen, wie neue Mitarbeiter für die Berufe Elektroniker, Mechatroniker oder Servicetechniker im Bereich der Fahrzeuginstandhaltung gewonnen werden können. Denn wie der Leiter des Münchner ICE-Werks, Sirko Kellner, feststellt, sei der Markt an potenziellen Bewerbern in gewerblich-technischen Berufen im unmittelbaren Stadtgebiet schlichtweg leer gefegt. Und geeignete Kandidaten nach München zu locken, sei nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Wohnungssituation in der bayerischen Landeshauptstadt nahezu unmöglich.

Klaus-Dieter Josel (links) begleitet Bahnchef Richard Lutz (Mitte) bei der Führung durch das Münchner ICE-Werk. © Bahnblogstelle

Zu dieser Einschätzung kommt auch der Konzernbevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel: „In München kommen wir mit normalen Jobangeboten nicht mehr weit.“ Man brauche einen neuen Motivationsschub: „Wenn wir eine Wohnung mit angeschlossenem Job anbieten, hätten wir durchschlagenden Erfolg“, zeigt sich Josel überzeugt. Das bayerische Führungsteam, eine geschäftsfeldübergreifende Gruppe von Führungskräften um den Konzernbevollmächtigten, hat daher ein Münchner Modell für die Schaffung von Wohnraum für DB-Mitarbeiter in Angriff genommen.

Zusätzlich zum Angebot der bisherigen beiden DB-Wohnheime sollen noch in diesem Jahr weitere rund 70 möblierte Appartements auf dem externen Markt angemietet werden. Für neue Mitarbeiter soll das ein erster Anker in der neuen Stadt sein. Zudem soll es einen großzügigen Mietkostenzuschuss durch den Arbeitgeber geben. Für 2019 sei geplant, mehr als 80 Wohnungen eines Neubauprojektes anzumieten und günstig an Mitarbeiter weiterzugeben. „Hier sollen sich unsere Kollegen in München auch langfristig einrichten können“, erläutert Josel die Idee.

Bahnchef Richard Lutz gemeinsam mit dem Führungsteam Bayern sowie Mitarbeitern des ICE-Werks und des PlanStart-Teams. © Bahnblogstelle

Der Immobilieneigentümer des Konzerns, die DB Immobilien, verhandelt laut einem Bahnsprecher derzeit über Kooperationen und Belegungsrechte mit Wohnbaugenossenschaften für die kommenden Jahre, um weitere langfristige Mietwohnungen anbieten zu können. Neben der Zusammenarbeit mit externen Maklern werde außerdem geprüft, ob beispielsweise durch das Bebauen von Parkplatzflächen an S-Bahn-Stationen, mehr eigener Wohnraum geschaffen werden kann.

München sei nicht nur das „Drehkreuz des Südens“, die Region sei „mit fast 30.000 Mitarbeitern einer der größten Bahnschwerpunkte des Konzerns und einer der größten Arbeitgeber des Freistaates“, erklärt Josel. Die Deutsche Bahn müsse Kreativität zeigen, „um hier weiterhin stark zu sein.“

Bahnchef Richard Lutz, der sich sehr interessiert für die neuen Ansätze zeigte, war von den Ideen sichtlich überzeugt und sicherte den bayerischen Führungskräften nach Möglichkeit seine Unterstützung zu.


red