Schleswig-Holstein: Muss DB Regio um den Zuschlag für das Ostnetz bangen?

Die Deutsche Bahn muss möglicherweise fürchten, Anfang 2019 den Zuschlag für das sogenannte „Elektronetz Ost“ nicht zu erhalten. Die Landtags-FDP in Schleswig-Holstein meldet bereits Zweifel an. Grund dafür sei die derzeitige Unzufriedenheit mit den Leistungen von DB Regio. Am Dienstag fand zudem ein zweites Gipfeltreffen zu den Problemen auf der Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland/Sylt statt.


Ende Januar 2018 hat der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) im Auftrag des Landes das „Elektronetz Ost“ ausgeschrieben. Die Ausschreibung umfasst die insgesamt 175 Kilometer langen Strecken Lübeck-Travemünde – Lübeck Hbf (RB 86), Lübeck Hbf – Hamburg Hbf (RE 8/80) und Lübeck Hbf – Puttgarden (RB 85). Die RB-Linie 81 Bad Oldesloe – Hamburg gehört nicht dazu. Anfang 2019 soll der neue Betreiber für das Netz feststehen. Der künftige Verkehrsvertrag, der im Dezember 2022 startet, hat eine Laufzeit bis Ende 2035.

Wie die Kieler Nachrichten nun berichten, muss die Deutsche Bahn, die das Ostnetz derzeit betreibt, offenbar fürchten, den Zuschlag im kommenden Jahr möglicherweise nicht zu erhalten. „Sollten in den kommenden Wochen nicht endlich deutliche Fortschritte sichtbar werden, wird die Bahn kaum Chancen haben, bei anderen Strecken den Zuschlag zu erhalten“, sagte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt dem Medienbericht zufolge.

Dramatisch sei die Lage auch weiterhin auf der Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland/Sylt. Hier komme es regelmäßig zu Verspätungen und Zugausfällen. DB Regio musste daher seit Februar bereits über zwei Millionen Euro Strafgelder an das Land zahlen. „Seit Monaten verspricht die DB Regio, dass es auf der Marschbahn besser werden soll“, ärgert sich Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) gegenüber den Kieler Nachrichten. Außer dem Einsatz eines Doppelstockwagens könne er keine Verbesserung feststellen. Er nehme bislang eher das Gegenteil wahr, heißt es weiter.

Zweiter Marschbahngipfel in Niebüll

Am Dienstagabend trafen sich Schleswig-Holsteins Verkehrsminister und Spitzenvertreter von DB Regio und DB Netz zu einem weiteren Gipfeltreffen anlässlich der Schwierigkeiten auf der Marschbahn. Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur äußerte der Minister wiederholt seine Unzufriedenheit mit der derzeitigen Situation: „Wer sich um einen solchen Verkehrsvertrag bewirbt, muss auch in der Lage sein, die vertraglich geforderten Leistungen zu erbringen“, so Buchholz. Wer dies nicht sei, müsse irgendwann in der Konsequenz damit rechnen, dass ihm zumindest teilweise Leistungen gekündigt würden.

Außerdem wies Buchholz daraufhin, dass die von der Deutschen Bahn angekündigten rund 160 Millionen Euro für die Grundsanierung der Bahnstrecke nach seiner Ansicht nicht ausreichen werden, um die dortigen Probleme zu lösen.

Auch die gewünschte durchgängige Zweigleisigkeit auf der Strecke spielte bei der Diskussion eine Rolle. „Wir brauchen die Zweigleisigkeit“, sagte der Minister in Niebüll. Die Eingleisigkeit und die hohe Zugdichte führten zu einem täglich wiederkehrenden chaotischen Fahrplan mit vielen Ausfällen und Verspätungen. In Berlin müsse man endlich begreifen, dass die Strecke als „vordringlicher Bedarf“ in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden müsse. Er erwarte bald eine Entscheidung, betonte Buchholz in Richtung des Vertreters des Bundesverkehrsministeriums, Hugo Gratza.


red – letzte Aktualisierung: 29.08.2018, 09:28 Uhr

Titelfoto: © Deutsche Bahn (Symbolbild)