Fahrgastbeirat Baden-Württemberg: Seit sechs Jahren engagierter Einsatz für einen attraktiven Schienenpersonennahverkehr

Auf der Gäubahn und Murrbahn werden landesweit die ersten Neufahrzeuge im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im einheitlichen Landesdesign und mit neuen Standards eingesetzt. Was viele nicht wissen, der Fahrgastbeirat Baden-Württemberg (FGB-BW) setzt sich seit sechs Jahren für einen attraktiven SPNV ein. Im Rahmen einer Pressefahrt am Freitag (31. August), tauschten sich Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann, Matthias Lieb, Vorsitzender des Fahrgastbeirats sowie David Weltzien, DB-Vorsitzender Regionalleitung Baden-Württemberg, über bisher Erreichtes aus und blickten in die Zukunft.


Minister Hermann hatte den Fahrgastbeirat 2012 ins Leben gerufen, um den Anliegen und Wünschen der Fahrgäste in Baden-Württemberg mehr Gehör zu verschaffen.

„Seit der Gründung 2012 setzt sich der Fahrgastbeirat für Verbesserungen im SPNV mit großem Engagement ein und bringt wertvolle, konstruktive Beiträge“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann und ergänzte: Der Fahrgastbeirat habe für das Ausschreibungsverfahren beispielsweise Verbesserungsvorschläge zur Ausstattung und Gestaltung der Fahrzeuge gemacht. „Bei einer gemeinsamen Testfahrt im Januar 2014 wurden verschiedene Fahrzeugmodelle ausprobiert und ‚gefühlt‘. Mit dem heutigen Endprodukt können die Fahrgäste meiner Ansicht nach zufrieden sein“, so Hermann auf der Fahrt in einem der neuen Talent-2-Züge zwischen Stuttgart und Gaildorf (West).

Nach sechs Jahren Lobbyarbeit für einen kundenfreundlichen SPNV blickt der Fahrgastbeirat mit den neuen Zügen im „bwegt“-Design auf der Murrbahn auf greifbare Ergebnisse seiner Arbeit zurück. Matthias Lieb, Vorsitzender des FGB-BW, sagte anlässlich der Fahrt: „Auf der ersten Sitzung des FGB-BW im Jahr 2012 haben wir uns für das neue Baden-Württemberg-Design ausgesprochen, in den Folgejahren haben wir uns für ausreichend Beinfreiheit und bequeme Sitze und WLAN in den Zügen engagiert.“ Für die Auswahl der Sitze hat der FGB-BW ein „Probesitzen“ mit verschiedenen Sitzen durchgeführt.

Unzufrieden sei Lieb jedoch mit der Ausgestaltung der 1. Klasse in den neuen Zügen – hier stehe der geringe Mehrkomfort in keinem Verhältnis zum Mehrpreis der 1. Klasse. Die Aufteilung der unterschiedlichen Klassen werde der Einschätzung des Verkehrsministeriums nach den Bedürfnissen vieler Reisenden allerdings durchaus gerecht. Minister Hermann dazu: „In der Vergangenheit ist insbesondere die Zweite Klasse häufig überbelegt gewesen, wohingegen noch freie Plätze im Erste-Klasse-Abteil zur Verfügung standen. Bei der Neuaufteilung der Züge fällt der Anteil des Erste Klassebereichs daher nun geringer aus, als dies bisher der Fall war. Zusätzlich wurde auch die Anzahl der Fahrradstellplätze erhöht.“ Der Komfortbereich in den neuen Fahrzeugen stelle für die Fahrgäste ein attraktiveres Angebot dar. Kostenloses WLAN und Steckdosen stehen in allen Fahrzeugen zur Verfügung. Zusätzlich seien die Fahrzeuge nun auch vollständig klimatisiert.

Zwar kämen nun nach und nach neue Züge im Regionalverkehr in Baden-Württemberg zum Einsatz, doch sei seit Jahren ein stetiger Rückgang der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Regionalverkehr zu verspüren, beklagte Lieb weiter. Der Fahrgastbeirat erkenne zwar an, dass Land und DB diverse Aktivitäten zur Steigerung der Pünktlichkeit gestartet hätten, doch es gäbe eben weiterhin ganz klar Verbesserungsbedarf.

Mit der „reibungslosen und pünktlichen Inbetriebnahme“ des Netzes Gäu-Murr habe man gut vorgelegt, sagte David Weltzien, Chef der DB Regio Baden-Württemberg. „Unser Anspruch ist es natürlich, weiterhin für einen stabilen Betrieb zu sorgen. Bei der Pünktlichkeit insgesamt sind wir noch nicht, wo wir hinwollen. Es gibt in diesem komplexen und hoch ausgelasteten System zahlreiche Verspätungsursachen und deshalb auch nicht nur die eine Patentlösung. Wir kämpfen um jede Sekunde auf jeder Linie.“

„Ich verstehe die Ungeduld der Fahrgäste, die auf eine bessere Betriebsqualität drängen, auch mir geht es so“, sagte der Verkehrsminister. „Jedoch wurde der 10-Punkte-Aktionsplan zur Verbesserung der Pünktlichkeit von DB Regio systematisch abgearbeitet. Leider sind Erfolge nur sehr langsam zu erkennen. Durch den massiven Pünktlichkeitseinbruch von DB Fernverkehr in den letzten Monaten werden aber viele kleine Erfolge sofort wieder zunichtegemacht. Die Abhängigkeiten zwischen Fern- und Nahverkehr sind sehr stark. Mit dem sukzessiven Einsatz von Neufahrzeugen ab Juni 2019 in allen Stuttgarter Netzen, werden ältere und auch störanfälligere Fahrzeuge systematisch ersetzt, was eine weitere Stabilisierung mit sich bringen wird“, ist sich Hermann sicher.

Mit Blick auf die Bedürfnisse der Fahrgäste im SPNV in Baden-Württemberg überreichte Matthias Lieb einen Forderungskatalog an Minister Hermann. Wichtige Anliegen darin sind für alle Bahnhöfe die Herstellung der Barrierefreiheit für den Zugang zum Bahnsteig und vom Bahnsteig zum Zug, eine umfassende Mobilitätsgarantie und bessere Informationen bei Verspätungen bzw. Störungen.


red/VM BW

Titelfoto: © Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg