Cityjet eco: ÖBB und Siemens entwickeln Akkutriebzug

Die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) und Siemens Mobility investieren gemeinsam in die Zukunft des Personenverkehrs und entwickeln einen elektro-hybriden Batterieantrieb für Züge. Der neue Akkutriebzug soll auf nicht-elektrifizierten Bahnstrecken eingesetzt werden. Ein Fahrgastprobebetrieb sei bereits für das kommende Jahr geplant.


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Beide Unternehmen stellten am Montag (10. September) in Wien das erste Ergebnis dieses innovativen Pilotprojekts, den Prototyp des Cityjet eco vom Typ Desiro ML, vor. Der Akkutriebzug soll eine Alternative für nicht-elektrifizierte Strecken darstellen, die heute größtenteils mit dieselbetriebenen Personenzügen befahren werden. Laut Siemens soll der neue Zug die CO2-Emissionen im Vergleich zum Dieselantrieb um bis zu 50 Prozent reduzieren. Nach umfangreichen Tests soll der neue Zugtyp bereits in der zweiten Jahreshälfte 2019 im Fahrgastprobebetrieb zum Einsatz kommen. Der Prototyp soll auf der InnoTrans 2018, der internationalen Leitmesse für Verkehrstechnik, vom 18. bis 21. September in Berlin präsentiert werden.

Der Zughersteller Siemens entwickelt einen elektro-hybriden Batterieantrieb, der es möglich macht, auf elektrifizierten Strecken Energie über seinen Stromabnehmer aufzunehmen und gleichzeitig in den neu mitgeführten Batterien zu speichern. Diese Energie kann dann für den Betrieb auf nicht-elektrifizierten Strecken genutzt werden. Sobald der Zug die elektrifizierte Strecke verlässt, speisen die Batterien das Energieversorgungssystem des Zuges. Gemeinsam mit den ÖBB soll diese Technologie nun in einem Pilotprojekt in den kommenden Monaten in der Praxis auf Herz und Nieren geprüft und zur Serienreife weiterentwickelt werden.

„Der Klimaschutz nimmt bei den ÖBB einen sehr hohen Stellenwert ein. Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Produkte zu verbessern und umweltfreundlich zu gestalten“, sagte Evelyn Palla, Vorstandsmitglied der ÖBB Personenverkehr AG. „Daher legen die ÖBB auch in Zukunft einen starken Fokus auf den Ersatz von Dieselfahrzeugen. Mit dem Cityjet eco setzen die ÖBB hier als größtes Klimaschutzunternehmen Österreichs eine weitere Initiative im Kampf gegen den Klimawandel.“

„Alternative und umweltfreundliche Antriebe wie Batterien, Wasserstoff und Zweikraftsysteme werden in unserem Portfolio immer wichtiger“, sagte Sabrina Soussan, CEO Siemens Mobility. „Beim Desiro ML ÖBB Cityjet eco gibt es viele Gewinner: Zu vergleichsweise geringen Investitionskosten erhält unser Kunde eine deutlich flexibler einsetzbare Zugflotte, und die Fahrgäste freuen sich über das Plus beim Reisekomfort.“

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Im gemeinsamen Pilotprojekt mit Siemens wollen sich die ÖBB als eine der ersten europäischen Bahnen wertvolle Erkenntnisse sichern. Ziel sei, die Angebotsqualität für die Fahrgäste zu verbessern und die Nachhaltigkeit der Flotte weiter auszubauen. Das Pilotprojekt wird mit einem Zug aus der aktuell für die ÖBB laufenden Serienproduktion des Siemens Desiro ML umgesetzt. Die Bauweise des Fahrzeuges ermöglicht es laut Siemens, zusätzliche Dachlasten aufzunehmen. Damit soll die ansonsten branchenweit übliche Liefer- und Fertigungszeit eines Neufahrzeugs von bis zu 36 Monaten auf weniger als die Hälfte sinken.

Die Batterieanlage am Mittelwagen des umgebauten Triebfahrzeuges umfasst laut Herstellerangaben drei Batteriecontainer, zwei DC/DC-Steller, einen Batteriekühler sowie weitere Elektronikbauteile. Zum Einsatz kommen Lithium-Titanat-Batterien (LTO-Technologie). Diese modifizierten Batterien erlauben – verglichen mit herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien – deutlich höhere Ladeströme zur Schnellladung. Durch ein spezielles thermisches Konzept der Batteriecontainer wird erwartet, dass es keinen Einfluss auf die Lebensdauer und den Ladezustand der Akkusaufgrund äußerer Witterungsverhältnisse geben wird. Die Lebensdauer der Batterien soll bei Serienreife rund 15 Jahre betragen, was zur Folge hätte, dass sie über die Gesamtnutzungsdauer des Zuges nur einmal gewechselt werden müssen.


red/Siemens/ÖBB