Kritik an Brandbrief und Billigtickets der Deutschen Bahn

Nach dem Brandbrief des Bahnvorstands, der einen dringend notwendigen Sparkurs innerhalb des Konzerns ankündigte, mehren sich zunehmend kritische Stimmen. Zudem seien Billigtickets nach Ansicht des Bahnbeauftragten der Bundesregierung ein Problem, warum die Deutsche Bahn zu wenig Geld verdiene.


Der Brief des Konzernvorstands um Bahnchef Richard Lutz und seine Vorstandskollegen sei eine Bankrotterklärung, sagte Konzernbetriebsratschef Jens Schwarz laut einem Bericht der WELT. Eine Ausgabensteuerung, die nichts anderes als ein Ausgabenstopp sei, lehne der Betriebsrat ab. Die Bahn brauche nicht weniger, sondern mehr Investitionen, um fit zu werden. Zudem weist Schwarz daraufhin, dass es aus seiner Sicht nichts bringe, auf all den Problemen nur im Management herumzudenken. Das Wissen, was im Konzern falsch laufe und wie es besser gehen könne, sei vorhanden. „Man muss nur besser auf die Beschäftigten hören“, so Schwarz.

Aufsichtsrat und Bund kritisieren Bahnvorstand für Brandbrief

Dem Medienbricht zufolge zeigte sich ein einflussreiches Mitglied des Aufsichtsrates überrascht, von solch einem Brief aus der Presse zu erfahren. „Ich hätte erwartet, über das Ausmaß der Probleme vorab informiert zu werden.“ Darüber werde man in der nächsten Aufsichtsratssitzung reden, heißt es.

Und auch beim Bund, dem Eigentümer der Deutschen Bahn, zeigt man sich verärgert über die Aktion: „Ich halte nichts davon, solche Briefe zu schreiben. Offenbar funktioniert die Zusammenarbeit im Bahnvorstand nicht, sonst wäre das nicht nötig gewesen“, sagte Enak Ferlemann, Staatssekretär im Verkehrsministerium und Bahnbeauftragter der Bundesregierung, gegenüber der WELT.


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Bund fordert Überprüfung des Rabatt-Systems

Fahrkartenautomat der Deutsche Bahn in einem Bahnhof (Foto: © DB AG / Volker Emersleben)
© DB AG / Volker Emersleben

Die Deutsche Bahn bietet neben dem regulären Ticket („Flexpreis“) auch diverse Rabattangebote – von den BahnCards über Ländertickets bis hin zu Spar- und Super Sparpreisen an. Anders als der Flexpreis sind diese aber mit bestimmten Bedingungen – wie etwa die Bindung an einen konkreten Zug – verbunden. Dafür sind diese Preise auch deutlich günstiger: Während die Fahrt mit dem ICE von Hamburg nach München regulär 150 Euro kostet, gibt es sie mit dem Super Sparpreis bereits ab 19,90 Euro.

Der Bund fordert nun eine Überprüfung des aktuellen Rabatt-Systems bei der DB. Hintergrund sind die sinkenden Gewinne des Unternehmens. „Im Fernverkehr steigen die Passagierzahlen zwar, aber die Gewinne sinken. Ich bin überrascht darüber, wie viele Rabatte angeboten werden“, sagt Ferlemann. Es sei nicht nur für die Kunden schwer, den Überblick im Preissystem der Bahn zu behalten. Laut dem CDU-Politiker zeige die Bilanz, dass sich mit diesem Preismodell die Kosten nicht decken lassen. Die Bahn habe ein Ertragsproblem. „Sie verdient nicht genug, um aus dem Cashflow die nötigen Investitionen stemmen zu können. Sie müsste neue Schulden machen, und genau das funktioniert nun nicht mehr“, so Ferlemann weiter.


red

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