Baye­ri­sche Ober­land­bahn erhält Zuschlag im Ver­ga­be­ver­fah­ren „Chiemgau – Berch­tes­ga­den“

Die Baye­ri­sche Ei­sen­bahn­ge­sell­schaft (BEG), die den Regional- und S-Bahn­ver­kehr in Bayern plant, fi­nan­ziert und kon­trol­liert, hat am 17. Dezember den Zuschlag im Ver­ga­be­ver­fah­ren „Chiemgau – Berch­tes­ga­den“ an die Baye­ri­sche Ober­land­bahn GmbH (BOB) erteilt.


Die Vergabe der Leis­tun­gen erfolgte in einem offenen Verfahren mit eu­ro­pa­wei­ter Be­kannt­ma­chung. Der Auftrag umfasst rund 0,7 Mio. Zug­ki­lo­me­ter (Zkm) im Jahr und besteht aus den Bahn­stre­cken: Frei­las­sing – Bad Rei­chen­hall – Berch­tes­ga­den (Be­triebs­auf­nah­me im Dezember 2021) sowie Traun­stein – Ruh­pol­ding (Be­triebs­auf­nah­me im Dezember 2022). Mit dem Betreiber wird ein Ver­kehrs­ver­trag über 14 bzw. 15 Jahre ge­schlos­sen.

Aktuelle Betreiber sind derzeit noch die Berchtesgadener Land Bahn (BLB), ein Joint Venture der Länderbahn (DLB) und der Salzburger Lokalbahn, sowie die Bahntochter DB Regio.

Fahr­plan­an­ge­bot

Auf beiden Strecken wird das aktuelle Fahr­plan­an­ge­bot auch in Zukunft fort­ge­führt.
Auf der Strecke Frei­las­sing – Berch­tes­ga­den besteht ein Stun­den­takt, der in Frei­las­sing auf die An­schlüs­se von und zum Meridian Richtung Traun­stein – Rosenheim – München aus­ge­rich­tet ist. Zwischen Frei­las­sing und Bad Rei­chen­hall verkehren weitere Züge ebenfalls stündlich, die den Fahrplan hier auf einen 20/40-Minuten-Rhythmus ver­dich­ten und in Frei­las­sing die An­schlüs­se von und zu den Fernzügen Richtung München – Frankfurt her­stel­len. In das Fahr­plan­an­ge­bot ist zudem weiterhin der „IC Königssee“ in­te­griert. Dieser durch die DB be­trie­be­ne Zug bindet das Berch­tes­ga­de­ner Land um­stei­ge­frei an Nord­deutsch­land an und war nicht Ge­gen­stand des Wett­be­werbs­pro­jek­tes. Zwischen Traun­stein und Ruh­pol­ding verkehren die Züge ebenfalls im Stun­den­takt mit guten An­schlüs­sen morgens Richtung München und nach­mit­tags von München. Einzelne weitere Züge bieten in Traun­stein zu­sätz­li­che An­schlüs­se von und zu den für den Ur­laubs­ver­kehr wichtigen Fernzügen Richtung Frankfurt, Dortmund und Hamburg.

Zu­gleis­tun­gen nur auf baye­ri­scher Seite

Das Wett­be­werbs­pro­jekt umfasste die Zu­gleis­tun­gen nur auf der baye­ri­schen Seite bis Frei­las­sing, nicht aber bis Salzburg oder darüber hinaus. Der neue Betreiber wird kon­struk­ti­ve Ver­hand­lun­gen mit den Ös­ter­rei­chi­schen Bun­des­bah­nen (ÖBB) zur Ein­rich­tung von grenz­über­schrei­ten­den, um­stei­ge­frei­en Ver­bin­dun­gen aus dem Berch­tes­ga­de­ner Land über Frei­las­sing hinaus nach Salzburg aufnehmen.

Um­welt­freund­li­che Fahrzeuge

Auf beiden Strecken kommen moderne, kli­ma­ti­sier­te, elek­tri­sche Zug­gar­ni­tu­ren mit groß­zü­gi­gen Mehr­zweck­räu­men zum Einsatz. Der neue Betreiber wird auf der Strecke Traun­stein – Ruh­pol­ding ab Dezember 2022 neue drei­tei­li­ge E-Trieb­wa­gen vom Typ Stadler Flirt einsetzen. Eine umfassend bar­rie­re­freie Aus­stat­tung der Fahrzeuge ist selbst­ver­ständ­lich. Groß­zü­gi­ge Sitz­tei­ler, ein hoher Vis-à-vis-Anteil, teilweise klapp­sitz­freie Mehr­zweck­be­rei­che und Ge­päck­racks erhöhen den Komfort zu­sätz­lich.

Auf der Strecke Frei­las­sing – Bad Rei­chen­hall – Berch­tes­ga­den werden weiterhin die vor­han­de­nen Fahrzeuge ein­ge­setzt, die ebenfalls allen aktuellen Standards ent­spre­chen.

Hohe Qua­li­täts­an­for­de­run­gen

Um den Fahr­gäs­ten einen hohen Komfort und um­fang­rei­chen Service zu bieten, gelten hohe An­for­de­run­gen hin­sicht­lich Pünkt­lich­keit und An­schluss­si­che­rung, Störfall-ma­nage­ment, Sitz­platz­ka­pa­zi­tä­ten, Sau­ber­keit und Ser­vice­ori­en­tie­rung. Die Züge werden weiterhin zu 100 Prozent mit min­des­tens einem Zug­be­glei­ter besetzt, so dass den Fahr­gäs­ten im Zug jederzeit ein An­sprech­part­ner zur Verfügung steht. Des Weiteren muss das Ver­kehrs­un­ter­neh­men am Qua­li­täts­mess­sys­tem der BEG teil­neh­men. Damit prüft die BEG die Sau­ber­keit der Züge, die Funk­ti­ons­fä­hig­keit der Aus­stat­tung, die Fahr­gast­in­for­ma­ti­on im Zug, die Kompetenz und Ser­vice­ori­en­tie­rung der Zug­be­glei­ter und die Kun­den­ori­en­tie­rung bei Be­schwer­den. Die Sitz­platz­ka­pa­zi­tä­ten werden sowohl ent­spre­chend der heutigen Nachfrage als auch im Hinblick auf die zu er­war­ten­de Ent­wick­lung, unter be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung des Berufs- und Schü­ler­ver­kehrs sowie des Frei­zeit­ver­kehrs, be­reit­ge­stellt. Ab­wei­chun­gen von den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Leis­tun­gen werden durch Ent­gelt­min­de­run­gen (so­ge­nann­te Pönalen) bestraft. Neben einer hohen Pünkt­lich­keit wird auch ein be­stimm­ter An­schlus­s­er­rei­chungs­grad an den Kno­ten­bahn­hö­fen Frei­las­sing und Traun­stein gefordert, um durch­gän­gi­ge Rei­se­ket­ten sicher zu stellen. Werden Zu­g­aus­fäl­le durch das Ver­kehrs­un­ter­neh­men selbst ver­schul­det, wird eine zu­sätz­li­che Minderung fällig. Im Falle eines Schie­nen­er­satz­ver­kehrs (SEV) werden ei­ner­seits die Vergütung und an­de­rer­seits die Qua­li­täts­an­for­de­run­gen und die damit ver­bun­de­nen Sank­tio­nen im Falle einer man­gel­haf­ten Leistung erhöht.

Tarif und Vertrieb

Nach Vorgaben der BEG muss der Fahrgast ohne be­son­de­ren Aufwand jederzeit einen Fahr­schein kaufen können und an jeder Station um­fas­sen­de In­for­ma­tio­nen darüber erhalten, wo die Fahr­schei­ne zu erwerben sind. Ein per­so­nen­be­dien­ter Verkauf muss in Frei­las­sung und in Traun­stein ge­währ­leis­tet sein. Die Fahr­schei­ne des Nah­ver­kehrs gemäß DB-Tarif werden verkauft und somit auch das Bayern-Ticket als auch andere Son­der­an­ge­bo­te wie die BahnCard anerkannt. Die BEG ist an der Fort­füh­rung der Ko­ope­ra­ti­on mit dem Salz­bur­ger Ver­kehrs­ver­bund in­ter­es­siert.

Fahr­gast­in­for­ma­ti­on

Die Züge sind mit einem kun­den­freund­li­chen Echtzeit-Fahr­gast­in­for­ma­ti­ons­sys­tem aus­ge­stat­tet: Monitore in den Zügen in­for­mie­ren über aktuelle Ankunfts- bzw. Ab­fahrts­zei­ten sowie An­schluss­be­zie­hun­gen an den je­wei­li­gen Bahnhöfen. Der Betreiber liefert alle re­le­van­ten Soll- und Echt­zeit­da­ten zur Fahr­gast­in­for­ma­ti­on und An­schluss­si­che­rung an DEFAS Bayern, den bay­ern­wei­ten Datenpool für Aus­kunfts­sys­te­me.

Per­so­nal­über­gang

Die BEG gibt den Bietern vor, dass sie vom Alt­be­trei­ber die für die Er­brin­gung der Ver­kehrs­leis­tung be­schäf­tig­ten Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer zu über­neh­men haben.


red/BEG | Titelbild © Bahnblogstelle