Huber: „Schienenverkehr wächst deutlich schneller als Luft- und Fernbusverkehr“

Berthold Huber, DB-Vorstand Personenverkehr, ist überzeugt, dass sich die Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppeln lassen. Es sei richtig, dass „für den Schienenverkehr solch ehrgeizige politische Ziele“ gesetzt werden. Hohe Investitionen in die Infrastruktur und die Umsetzung des Deutschland-Takts seien dafür entscheidend, sagte der Bahnvorstand kürzlich in einem Interview mit dem Tagesspiegel.


Berthold Huber, Vorstand Personenverkehr der Deutschen Bahn AG:

„Bis 2030 soll der Deutschland-Takt kommen, also bundesweit mehr Anschlüsse, regelmäßige Abfahrtzeiten und kürzeres Umsteigen. Dafür sind hohe Investitionen in die Infrastruktur und sehr große Anstrengungen nötig. […] Wenn die notwendigen Rahmenbedingungen realisiert sind, könnten wir dann 280 Millionen Fahrgäste im Fernverkehr befördern. Mit unserer Zugflotte und den 200 Neubestellungen, die bis 2024 kommen und unsere Kapazität massiv erhöhen werden, sind die ersten Voraussetzungen bereits geschaffen. Dafür müssen alle an einem Strang ziehen. Schon jetzt wächst der Schienenverkehr deutlich schneller als der Luft- und Fernbusverkehr. In vielen Städten und auch zwischen den Ballungsräumen kommt man mit dem Auto kaum noch voran, daran werden auch autonome und elektrische Fahrzeuge wenig ändern. Diese Chance für die Bahn müssen wir nutzen, schon im Interesse des Klimaschutzes.“

Laut Huber sei vor allem der politische Wille „zum Umsteuern“ entscheidend:

„Nötig sind klare Ziele, ausreichende Finanzierung und Geduld, auch die Transformationsschmerzen auszuhalten, die entstehen, wenn Straßenverkehr reduziert und Schienenwege ausgebaut werden. Das ist eine gewaltige Aufgabe, und es wird sicher nicht ganz ohne Einschränkungen gehen.“

Eine noch größere Herausforderung biete die Verdoppelung der Fahrgastzahlen im Nahverkehr. Die Infrastruktur in den Städten sei, so Huber, schon jetzt in Spitzenzeiten hoch ausgelastet:

„Ein wesentlicher Schlüssel ist hier die Digitalisierung der Infrastruktur, um in deutlich dichterer Taktfolge fahren zu können. Das werden wir beispielsweise in Stuttgart realisieren. Viel gewonnen wäre schon, wenn wir es schaffen, auch in den Nebenverkehrszeiten mehr Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen. Da haben wir nämlich immer noch Platz in den Zügen.“


Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Reisenden im Fernverkehr auf knapp 148 Millionen. Gegenüber 2012 ist dies eine Steigerung um 16,6 Millionen Fernreisende. Im Regionalverkehr der DB erhöhte sich die Zahl der Fahrgäste in den letzten sechs Jahren um rund 100 Millionen und lag 2018 bei über 1,9 Milliarden.


red