Bahnchef Lutz: „Haben derzeit schwierige Themen zu lösen“

In einem Interview mit dem Tagesspiegel erklärte Bahnchef Richard Lutz kürzlich, dass die Deutsche Bahn trotz ihrer Probleme auf einem guten Weg sei. Man habe „schwierige Themen zu lösen“, ein permanentes Krisengerede mache die Situation jedoch nicht besser, so der Konzernchef.


Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG:

„Wer depressiv veranlagt ist, sollte besser nicht zur Bahn gehen. In der Tat haben wir derzeit einige schwierige Themen zu lösen. Aber wir wissen, was zu tun ist, und gemeinsam schaffen wir das – im Interesse von Kunden und Mitarbeitern.

[…] Die Lage ist schwierig, aber permanentes Krisengerede macht es sicherlich nicht besser. Im Gegenteil! Sehr viel ist auf den Weg gebracht, die Richtung stimmt und erste Erfolge sind sichtbar. Daher ist mir um die Zukunft der Bahn wirklich nicht bange.“

Zum geplanten Deutschland-Takt, der bis 2030 den Nah- und Fernverkehr aufeinander abstimmen soll, erklärt Lutz, dass man ganz enorme Investitionen brauche und die Bundesregierung bereit sei, sehr viel mehr Geld als bisher bereitzustellen. Zudem sei erfreulich, dass die Politik mit dem Deutschland-Takt sehr langfristig und vom Ende her denke.

„Wir beginnen, Zielfahrpläne zu erstellen und daraus die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen abzuleiten. Das heißt, wir entscheiden, welche Aus- und Neubauten wir brauchen, um Metropolen künftig im Halbstundentakt zu verbinden, die Fläche optimal zu erschließen und natürlich auch ausreichend Platz für Güterzüge zu schaffen. Das ist ein Riesenfortschritt und wird den Schienenverkehr deutlich attraktiver machen.“

Im Interview erläutert der Bahnchef auch, wie der Finanzbedarf des Staatskonzerns trotz Verschuldung in den kommenden Jahren gedeckt werden soll. Zudem verteidigt Lutz den im Herbst bekannt gewordenen internen ‚Brandbrief‘ des Vorstands an die Führungskräfte des Unternehmens.

„Wir haben mit unserer ‚Agenda für eine bessere Bahn‘ das Preisschild genannt: fünf Milliarden Euro, die wir bis 2023 zusätzlich benötigen, um alles umzusetzen. Das ist keine kleine Hausnummer, aber sehr gut investiertes Geld. […] Und wir wollen mit dem Verkauf oder Börsengang unserer britischen Tochter Arriva einen nicht unerheblichen Teil des Geldes selbst beschaffen.

[…] Dieser interne Rundbrief des gesamten Vorstandes hat ungeschminkt und ehrlich die Lage beschrieben und war ein Appell, dass alle mithelfen müssen, die Bahn besser zu machen. Mit der damals angekündigten qualifizierten Ausgabensteuerung haben wir rund 110 Millionen Euro in nur dreieinhalb Monaten eingespart, ohne dass wir beim Kunden Abstriche gemacht hätten. Damit werden wir den Konzern aus strategischer Sicht gewiss nicht gesunden. Aber es ist ein wichtiges Signal, wie sehr wir kämpfen, um unsere Ziele einzuhalten.“


red