Das Risiko sich im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) mit dem Coronavirus zu infizieren, ist offenbar deutlich geringer als von der Bevölkerung angenommen.
Davon ist Prof. Kai Nagel, Fachgebietsleiter und Professor für Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik an der TU Berlin, überzeugt. Wie er im Rahmen einer Veranstaltung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV (BAG-SPNV) am 2. März anhand eines Simulationsmodells zeigte, liege die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung – je nach Auslastung – um etwa den Faktor 10 bis 100 geringer als beim Besuch von Freunden. Voraussetzung sei jedoch, dass sich alle Fahrgäste an die Abstandsregeln und die Maskenpflicht hielten und ein stetiger Luftaustausch in den Fahrzeugen stattfinde.
Wie eine Befragung in sechs europäischen Großstädten allerdings zeigte, sieht die Wahrnehmung vieler Menschen deutlich anders aus, sagte Dr. Wladimir Sgibnev, Projektleiter am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig. Demnach befürchten viele der Befragten, sich im Nahverkehr mit dem Coronavirus infizieren zu können. Vor allem Menschen mit hohem Lebens- und Bildungsstandard seien dieser Meinung. Personen, die das Risiko niedriger einschätzten, könnten „den weniger vollen Fahrzeugen sogar positive Aspekte abgewinnen“ und hätten betont, „wie stressfrei und angenehm ruhig die Fahrten im ÖPNV“ derzeit seien.